Rezension

Konnte mich nicht unterhalten

Katertag - Regina Dürig

Katertag
von Regina Dürig

Bewertet mit 2.5 Sternen

“Endlich mal wieder ein interessantes Jugendbuch, bei dem es nicht um die große Liebe geht!” – Dies war mein erster Gedanke, als ich “Katertag” für mich entdeckt habe. Die Kurzbeschreibung hat mich direkt angesprochen und ich war sehr neugierig, ob dieses Buch meine Erwartungen erfüllen kann. Allerdings hat sich recht schnell Ernüchterung breit gemacht.

Man kann “Katertag” als typisches Buch bezeichnen, dass sich mit dem Thema Alkohol und zerstörte Familienverhältnisse beschäftigt, allerdings wurde dies in meinen Augen schon deutlich besser umgesetzt. “Katertag” ist nicht unbedingt schlecht, es war mir nur zu oberflächlich und zu sehr auf “Du bist schuld!” bezogen, anstatt auch einmal etwas mehr hinter die Fassade zu schauen. Es ist immer einfach, die Schuld nur bei anderen zu suchen und sich selbst als eines der Opfer zu sehen. Die Tiefe kam mir zu kurz, weil vieles nur angedeutet und gemutmaßt wurde. Mehr Fakten und eventuell auch schonungslosere Darstellungen hätten mir weitaus besser gefallen.

Aber natürlich ist nicht alles schlecht an dem Buch. Das Thema an sich ist sehr interessant, weil es immer wieder aufweist, wie schnell im Leben etwas vorbei sein kann und wie schnell man auf die schiefe Bahn gerät, wenn man sich und andere nicht schützt. Dies wird trotz der Oberflächlichkeit recht gut rüber gebracht.

Der Schreibstil hat mir auch relativ gut gefallen. Die Geschichte wird in Briefform vom 15 Jahre alten Nico erzählt, der in “Katertag” mit seinem Vater und dem Alkohol abrechnet. Er stellt viele Mutmaßungen an, hinterfragt gewisse Situationen und listet immer wieder auf, woran er sich in all den Jahren erinnern kann und wie er es damals und heute empfunden hat. Auch seine Schwester erwähnt er sehr häufig, die mindestens genauso unter der Situationen leidet, aber deutlich ruhiger und mit weniger Mut an die Angelegenheit heran geht. Die restliche Familie kann den Alkohol und die Eskapaden des Vaters nach gewisser Zeit verzeihen, nur Nico bleibt hartnäckig und kann seinem Vater nicht verzeihen.

Doch trotz des Briefes habe ich kaum etwas über Nico erfahren. Seine Gedanken und seine Erinnerungen spielen zwar eine große Rolle, aber es bleibt wie gesagt ziemlich oberflächlich. Oftmals habe ich mich gefragt, wer die Familie eigentlich ist. Wie stehen sie zueinander? Wie verarbeiten sie die Situation?
An Emotionen mangelt es teilweise nicht, aber dennoch wirkte alles recht abgeklärt, was so gar nicht in die Situation und zum Alter von Nico gepasst hat.

Die Covergestaltung gefällt mir dagegen richtig gut. Die eingeknickten Flaschendeckel passen gut in die Situation und die leicht eingeknickten, nicht gerade aufeinander liegenden Seiten passen zu dem Brief, den Nico an seinen Vater schreibt.

Insgesamt ist “Katertag” ein Buch, das relativ okay ist, aber nicht zu den Büchern gehört, die man immer und immer wieder lesen möchte. Eine recht trockene Erzählweise und die typische “Du bist schuld!”-Haltung sind recht gewöhnungsbedürftig und werden wohl nicht jeden Jugendbuchliebhaber ansprechen.