Rezension

Krimi á la Miss Marple

Stumm - Sam Hayes

Stumm
von Sam Hayes

Bewertet mit 3.5 Sternen

Julias Leben ist in Aufruhr. Sie hat sich von ihrem alkoholkranken Mann Murray getrennt und will die Scheidung, als kurz vor Weihnachten ihre sonst so agile Mutter Mary plötzlich verstummt und jeden Lebenswillen verliert, nur noch eine leere Hülle ist. Und als wäre das nicht genug, findet sie auf einem kurzen Spaziergang mit dem Hund der Mutter auch noch eine ihrer Schülerinnen auf einer abgelegenen Wiese - nackt und misshandelt, kaum noch am Leben. Gut dass sie in David, dem fürsorglichen Arzt ihrer Mutter eine Stütze findet. Als dieser dann aber unter Verdacht gerät, das Mädchen misshandelt und gar vergewaltigt zu haben, bricht für Julia eine Welt zusammen.

"Stumm" ist ein Kriminalroman á la Miss Marple: Eine beschauliche kleine Gegend, in der es keine wilden Verfolgungsjagden oder ähnliches gibt, und eine Handvoll Personen. Mehr braucht es auch nicht. Nach und nach entwickelt sich die Geschichte, die abwechselnd von Julia, Murray und Mary erzählt wird. Nach und nach erkennt der Leser, was tatsächlich mit Mary und dem Mädchen passiert ist. Wenn man allerdngs glaubt, jetzt weiß man alles, gibt es wieder eine kleine Wendung, die einen zum Nachdenken bringt, ob es nicht doch anders war...

"Stumm" ist ein Roman für alle Liebhaber einer gut erzählten Kriminalgeschichte. Die Charaktere sind lebensecht dargestellt, die Geschichte entwickelt sich nachvollziehbar. Ab und zu fehlt vielleicht ein wenig Spannung oder es werden nicht so ganz nachvollziehbare Dinge getan, wenn z.B. das nackte Mädchen nicht zugedeckt wird oder die nervigen Pflegekinder nicht in eine andere Pflegefamilie gegeben werden, nachdem Mary sich nicht mehr um sie kümmern kann. Im Großen und Ganzen ist es jedoch ein lesenswertes Buch, das leicht und flüssig zu lesen ist - das richtige für einen kalten Winterabend.