Rezension

Krude Mischung

Devoted - Der Beschützer -

Devoted - Der Beschützer
von Dean Koontz

Bewertet mit 3 Sternen

Der elfjährige Woody hat bisher nie gesprochen, während seine Mutter Megan alles unternimmt, um ihn glücklich zu sehen. Doch gegen Woodys Ängste sind selbst die Erwachsenen machtlos. Er fürchtet sich vor dem bösartigen Übel, das hinter dem Tod seines Vaters steckt.

„Devoted. Der Beschützer“ ist ein Horror-Roman von Dean Koontz, der teilweise mitreißend und genial, andrerseits eher schäbig zu lesen ist. 

Als passionierte Horror-Leserin war es für mich höchste Zeit zu einem Buch vom allseits bekannten Dean Koontz zu greifen. Meine Erwartungen waren gemischt, weil der Autor oft hochgelobt und gleichzeitig sogar von Fans als durchwachsen bezeichnet wird. Eine Geschichte muss eben den Anfang machen, und so durfte „Devoted. Der Beschützer“ mein Erstling von dem Autor sein.

Woody ist elf Jahre alt und lebt zurückgezogen. Er hat ein autistisches Syndrom, das ihn eigen macht. Der Junge ist hochintelligent, überflügelt sich tagtäglich selbst auf’s Neue, während er im Gegensatz dazu kein Wort spricht. Seiner Mutter bricht es fast das Herz, dabei wünscht sie sich nur ihren Sohn glücklich zu sehen.

Das familiäre Beisammensein wird von einem Schicksalsschlag überschattet. Woodys Vater ist tot, woran der Kleine arg zu knabbern hat. Denn für ihn ist offensichtlich, dass es kein Unfall sondern Mord gewesen ist. Jetzt kämpft Woody gegen Monster an, die selbst ihm überlegen sind. 

Die Handlung ist einerseits schwierig zu umreißen und auf der anderen Seite simpel eingefädelt. Prinzipiell geht es darum, dass sich der kleine, autistische Woody mit dem Bösen anlegt. Aber der Junge ist nicht allein, weil er vierbeinige Unterstützung erhält.

Dean Koontz greift thematisch die Hund-Mensch-Beziehung auf und erläutert damit eine Idee, die äußerst kreativ und faszinierend zu lesen ist. Der Autor geht dabei auf die verbindende Geschichte unserer Arten ein und wie sie sich in einen nächsten Schritt gemeinsam entwickeln könnten.

Neben Woodys Part tritt der speziell begabte Hund Kipp in den Vordergrund, dem eigene Passagen gewidmet sind. Daher wird aus dem Jungen, der sich gegen das Böse stellt, ein Junge und ein Hund, die sich gegenseitig Kraft spenden. 

Die Perspektive von Kipp hat mich begeistert. Koontz zeigt beachtliches Einfühlungsvermögen, indem er den Leser das Fell des Hunds tragen lässt. Die Eindrücke sind faszinierend, seine Sicht der Welt ist einzigartig und ich war von Kipps Entschlossenheit und Loyalität gebannt.

Anders war es, wenn der monströse Gegenspieler an der Reihe war. Immer wenn ich sah, dass sich das nächste Kapitel um das Böse dreht, hat mir gegraut, weil ich es bescheiden erarbeitet fand. Koontz bedient viele gängige Klischees und ich habe diese Abschnitte als schäbig und billig empfunden. Vom Gefühl her war es zusammengeschustert, um den Hauptpart um Woody und Kipp einen Kontrast zu verleihen. Zudem fand ich die Rahmenhandlung billig und plump umgesetzt, und viele Figuren wirkten wie mit einer Schablone abgepaust. 

Es fühlte sich an, als ob das Buch von zwei unterschiedlichen Menschen geschrieben worden wäre, weil Woody und Kipp begeistern und die meisten anderen Perspektiven gewollt und stereotyp sind. 

Die Spannungskurve ist enorm und steigt in der Mitte des Romans dermaßen hoch an, dass ich dachte, ich wäre im rasanten Finale angelangt. Dabei schafft es Koontz, dem eins drauf zu setzen, und am Ende wird der Leser in einen mitreißenden Showdown getrieben. 

Ingesamt war meine erste Leseerfahrung mit Dean Koontz durchwachsen. Teilweise war ich arg begeistert, dann wieder desillusioniert. Ich denke, wer Hunde besonders gern mag, wird mit „Devoted. Der Beschützer“ eine staunenswerte Lesezeit haben. Wer durchgängigen, subtilen Horror auf Meisterklasse sucht, wird damit nicht völlig glücklich sein.