Rezension

Kurt Krömer macht sich nackig

Du darfst nicht alles glauben, was du denkst -

Du darfst nicht alles glauben, was du denkst
von Kurt Krömer

Bewertet mit 4.5 Sternen

Wie auf dem Cover bildlich angedeutet, macht sich Comedian Kurt Krömer in diesem Buch völlig nackig und offenbart seine Depression. Wie sie diagnostiziert wird und er davon regelrecht überrascht war - hatte er sein Verhalten bisher doch einzig und allein auf die Ursache Überarbeitung geschoben. Wie sein Verhalten überhaupt war. Wie sein Umfeld, seine Lebenspartnerin, seine Freunde reagiert haben. Seine Kinder erwähnt er zwar auch immer wieder, bleibt an dem Punkt aber eher unspezifisch.

Dafür erzählt er frei heraus von seinen Therapien, und auch von Begleiterscheinungen seiner Depression - allen voran sei hier sein überbordender Alkoholkonsum genannt. Er berichtet von Panikattacken, und von Tagen an denen er am nur unter der Bettdecke gelegen hat um all dem Trubel und dem Leben "da draußen" aus dem Weg zu gehen. Das war eh die längste Zeit sein Mittel der Wahl - einfach all den Problemen aus dem Weg gehen. Dieses Verhalten kennt zwar jeder und wendet es häufig an, es löst nur langfristig gesehen nicht die tiefen Probleme, die Kurt/Alexander da schon lange hatte.

Mehrmals betont Krömer, dass er nun beileibe kein Experte auf dem Gebiet Depression ist und daher keinem seiner Leser raten kann, was er/sie tun sollte. Er bekommt zwar viel Post von Menschen mit ähnlichen Problemen, die um Rat fragen, aber er lässt sich da auf keine Ferndiagnose etc. ein. Was aber deutlich wird mit diesem Buch ist der Tipp, dass man sich früher oder später professionelle Hilfe suchen sollte und den Dingen nicht aus dem Weg gehen soll, so wie er es lange Zeit getan hatte (und daher eben lange auch nicht wusste, dass er unter einer Depression litt).

Ich liebe ja die Figur des Kurt Krömer. Ich liebe seinen trockenen Humor, seine Berliner Schnauze, seinen Mut und seine Unverfrorenheit die er gegenüber seinen Gästen in seiner Talkshow an den Tag legt. Für mich war er der Beste in der 4. Staffel von LOL. Allein wie er regelrecht Jagd auf Joko gemacht hat, weil er so ein leichtes Opfer war, war zu köstlich.
Ihn in diesem Buch von einer ganz anderen Seite zu erleben, stimmte mich nachdenklich, manchmal auch melancholisch, am Ende aber auch hoffnungsvoll und froh dass er diese Talphase in seinem Leben nun überwunden zu haben scheint.