Rezension

Kurz und prägnant

Achtzehn - Lyl Boyd

Achtzehn
von Lyl Boyd

Bewertet mit 5 Sternen

„...Woher er das Geld hatte? Nun beim Thema Geld hört es bei mir auf. Meine Eltern haben mir nie erklärt, wie das alles funktioniert mit dem Finanzkram, und in der Schule lernt man das ja auch nicht!...“

 

Das Buch enthält sechs Kurzgeschichten. Jede hat zwar einen anderen Inhalt, aber alle kommen schnell auf den Punkt.

In der ersten Geschichte, aus der das obige Zitat stammt, spricht eine Altenpflegerin ins Mikrofon. Sie erzählt, wie sie ihren Mann Marcel vor vielen Jahren kennengelernt hat. Die finanziellen fragen der Familie liegen in seinen Händen. Schwester Nancy, wie sie genannt wird, gilt als engagierte und beliebte Schwester. Als aber Brian, ein junger Pfleger, auf die Etage kommt, entdeckt er Ungewöhnliches. Erstaunlich an der Geschichte ist Nancys scheinbare Naivität. Die versteht der Autor durch passende Wortwahl sehr gut wiederzugeben.

 

In der zweiten Erzählung lerne ich Tom kennen. Er ist ein liebevoller Mann und Vater, der seine Familie finanziell abgesichert hat. Wenn er zu Hause ist, schreibt er seine Erlebnisse als Banker in ein Tagebuch. Allerdings ist er häufig dienstlich unterwegs. Interessant finde ich nicht nur, wie sich Toms Leben gestaltet, sondern eine besondere Überraschung ist die Tatsache, wo die Wurzeln dafür liegen.

 

„...Ich war für meine Interessen eingetreten, auf einer friedlichen Demo...“

 

Derjenige, von dem das obige Zitat stammt, ist nach der Demo zwar in der Untersuchungshaft gelandet, glaubt aber nach wie vor an die Gesetze des Rechtsstaats. Dann aber zeigt ihm der Gefängnisarzt, dass es auch anders gehen kann. Er muss sich entscheiden – sofort und gleich. Die Geschichte ist bitterböse.

 

Die nächst Kurzgeschichte kommt schnell auf den Punkt. Nach langer Zeit erscheint Theo wieder einmal in seiner Stammkneipe. Alkohol lehnt er ab. Momentan ist auf Steinzeitdiät. Mit dem Wirt diskutiert er verschiedene Ernährungstrends. Die Sache spitzt sich zu, als junge Leute erst Biokaffee, dann vegane Currywürstchen verlangen. Der Autor hat zwei Punkte sehr gut herausgearbeitet. Wenn ein Partner seine Vorstellung von richtiger Ernährung fanatisch betreibt, führt das zu Frust und Wut. Die zweite Seite ist die Seite der Wirtschaft. Der Wirt geht sehr kreativ mit den neuen Wünschen seiner Gäste um. Dass billiger Kaffee aus einer neuen Kaffeemaschine plötzlich besser schmeckt, brachte mich zum Schmunzeln. Einbildung kann man gut zu Geld machen, so lange es keiner merkt, was läuft. In der Erzählung geht nicht zuletzt um Toleranz und Respekt.

In der vorletzten Geschichte ist Johannes auf einer Dienstreise. Als es an seinem Hotelzimmer klopft, steht Marianne vor der Tür, die sich als Masseuse ausgibt. In dieser Erzählung werden auf ganz eigene Art die Themen Liebe und Vertrauen behandelt. Dabei werden beide Seiten der Partnerschaft beleuchtet. Zum einen erfahre ich einiges aus der Vergangenheit von Eva, Johannes` Frau. Gleichzeitig wird dabei deutlich, wie die Ehe von beiden in schwierigen Situationen funktioniert hat und warum Eva so handelt, wie sie handelt. Zum anderen wird in nur wenigen Sätzen dargestellt, was im Hotelzimmer passiert. Der angenehme Sprachstil unterstreicht die harmonische Atmosphäre und das besondere Verhältnis der Protagonisten zueinander..

Sam ist in Dresden mit Tao verabredet. Die aber hat noch einen anderen Kunden. Obwohl Sam es vermeiden wollte, trifft er auf der Straße mit diesem Kunden zusammen. In ihrem Gespräch entfaltet sich plötzlich das Bild eines Serienmörders. Was aber ist sein Motiv? Und warum geschehen die Morde immer am 13. Februar? Gerade die Frage nach dem Motiv gibt der Geschichte ihre besondere Spannung. Verschiedene Möglichkeiten werden diskutiert. Die Erzählung wartet am Ende mit mehreren Überraschungen auf.

Das Büchlein hat mir gut gefallen. Die Geschichte werfen einen oft ungewöhnlichen Blick auf den Alltag und regen zum Nachdenken an.