Rezension

Kurzweilige Lektüre fürs Herz, die glücklich macht!

Wir fliegen, wenn wir fallen - Ava Reed

Wir fliegen, wenn wir fallen
von Ava Reed

Die deutsche Schriftstellerin Sabrina Scherer ist seit 2014 unter dem Pseudonym Ava Reed als Bloggerin und Autorin tätig. Dem 2017 erschienenen realistischen Jugendroman "Wir fliegen, wenn wir fallen" eilen zahlreiche positive Resonanzen voraus, sodass ich mit großen Erwartungen an mein erstes Buch von mir herangegangen bin. Begleitet von dem orchestralen Filmsoundtrack von "Interstellar" schlug ich die erste Seite auf – und berichte nun, welche Eindrücke die vorliegende Lektüre in mir hinterlassen hat. 

 

Der abrupte Einstieg, in dem sich die Ereignisse nur so überschlagen, reißt die Leser*innen sofort mit. Uns werden zwei authentische Protagonisten und ihr Innenleben ausführlich vorgestellt, aus deren Sicht die folgende Handlung erzählt ist. Der persönliche Verlust und der Umgang mit der Trauer und dem kriechenden Sichschuldigfühlen ist förmlich greifbar, und die daraus resultierende Selbstabschottung und Distanzierung absolut verständlich. 

Ich fühlte mich sofort wohl mit den beiden Figuren; sie während den dreihundert Seiten auf ihrer enormen charakterlichen Entwicklung zu begleiten, die zu keiner Zeit an Glaubwürdigkeit verliert und sogar zu einem zunehmenden Perspektivwechsel auf eine subjektive Weltansicht führt, bereitet große Freude. Hier wird angemessen einfühlsam, und nicht zu einlullend behutsam, mit der menschlichen, alles um sich herum verdrängenden Trauer umgegangen, dass es mich berührt hat. 

Mehr noch ist "Wir fliegen, wenn wir fallen" aber eine leichte Lektüre fürs Herz, die sich gut 'weglesen' lässt und bei der man sich dem Titel entsprechend fallen lassen und die Charaktere lieben lernen kann. Das Buch erzählt die Geschichte eines gelungenen Roadtrips, der zum Kofferpacken einlädt und zum Schwelgen in Reiseträumen verleitet, in der man die große weite Welt für sich erobert. 

Das gesamte Szenario ist zauberhaft, die verschiedenen bereisten Orte und die dort erlebten Begebenheiten wunderschön, sodass dauerhaft ein Kopfkinoeffekt erzielt wird, der die eigene Fantasie anregt. Ava Reeds Schreibstil ist durchweg eindrucksvoll, lässt sich gut lesen und auch aufgrund seiner sprachlichen Bilder ab der ersten Seite an überzeugend: beispielsweise zu nennen ist das Pusteblumenmotiv, welches nicht nur in die Handlung, sondern auch die Gestaltung der Buchseiten und dem Cover verankert ist. 

Die Beziehung zu Phil, dessen Persönlichkeit für die Leser*innen durch die Erinnerungen der beiden Hauptfiguren puzzleartig zusammengesetzt wird, ist das Fundament des Romans, ein Dreh- und Angelpunkt für die Handlung. Leider wird die Nostalgie, die feierliche Erinnerung an diesen liebgewonnenen Menschen zwischendrin etwas vernachlässigt, und sich stattdessen stark auf eigene Bedürfnisse fokussiert. Dadurch emanzipiert sich der Roman zwar von seinem Ausgangspunkt, die beiden Figuren verlieren so aber auch den Auslöser für die gemeinsame Reise aus den Augen. Die emotionale Schlussszene hingegen führt die Handlung so gelungen zu Ende, dass ich mit Gänsehaut, wie paralysiert zurückblieb. 

Bleiben denn überhaupt irgendwelche Wünsche an das Buch offen, die es nicht erfüllen kann? Nicht wirklich. Ein wenig mehr Zeit beim Ausformulieren essenzieller Passagen wäre vielleicht schön gewesen, einige Sequenzen wirken auf den zweiten Blick vielleicht etwas zu zuckrig. Aber ich möchte auch nicht länger nach möglichen Kritikpunkten wühlen, wo es keine gibt – die vorliegende Lektüre ist eine Leseempfehlung, die ich wirklich jedermann ans Herz legen kann. 

 

"Wir fliegen, wenn wir fallen"  ist eine kurzweilige Lektüre fürs Herz, die glücklich macht.