Rezension

Lahm, Klappentext hält nicht, was er verspricht

Die Horde - Die Schlacht von Morthûl - Ari Marmell

Die Horde - Die Schlacht von Morthûl
von Ari Marmell

Bewertet mit 2.5 Sternen

So, ich gebe hier mal - ganz entgegen meiner Art - den Klappentext wieder, denn da fängt das Problem nämlich an:
"Ein rasantes Abenteuer, das jeder High-Fantasy-Fan verschlingen wird: Unter dem Banner der Horde ziehen die grausamsten Orks, Kobolde und Trolle gegen die Mächte des Guten in die Schlacht. Sie sollen den Sieg des Leichenkönigs Morthûl über die Welt sichern. Doch niemand Geringeres als der Elfenmagier Ananias höchstpersönlich setzt dessen Machenschaften ein Ende. Und als wäre diese Schmach für den Herrscher der Finsternis nicht genug, steht auch noch Ananias gesamte Streitmacht an den Grenzen von Morthûls Reich und holt bereits zum vernichtenden Schlag gegen das Böse aus. Nur ein verwegener Plan kann den Leichenkönig jetzt noch retten: das Dämonenkorps, eine geheime Sondereinheit, bestehend aus den verwegensten Kreaturen der Horde, die nicht nur so gefährlich wie ihre Reißzähne sind, sondern sich auch bis aufs Blut nicht ausstehen können …"

Der Klappentext ist m.E. eher irreführend. Erst ab ungefähr Seite 500 geht es um den Krieg und den "geheimen" Plan, den das Dämonen-Korps erfüllen soll (von dem ich übrigens auch nach Beendigung des Buches nicht so genau weiß, worin der eigentlich bestand ...). Und auch dieser letzte Teil des Buches ist nicht wirklich gelungen ... Doch beginnen wir von vorn.
Nachdem das Korps aus Ork, Trollin, Gremlin, Kobold, Gestaltwandler und letzlich auch Ogerin zusammengefunden hat, geht es los, von einem Auftrag zum nächsten. Nur dass nicht König Morthul diese Aufträge erteilt, sondern seine Frau. Das Korps soll ihr irgendwelche magischen Gegenstände, verteilt über das ganze Land, besorgen, Ja, das macht auch schon fast das ganze Buch aus - hat mit dem Klappentext nicht viel zu tun. Ein Krieg wird zwar vorbereitet, spielt aber eigentlich kaum eine Rolle. Im gegenteil, ich habe den Eindruck, dem Autor ging es allein darum, eine Gruppe aus unterschiedlichen "bösen" Geschöpfen zusammenzubringen und in verschiedene Situationen zu verfrachten, um dem Leser zu präsentieren, wie sehr sich diese Wesen hassen. Gut, dieses Gezänk ist auch ganz unterhaltsam, weswegen das Buch von mir auch noch so gerade 3 Sterne bekommt, aber von einem roten Faden in der Geschichte kann man nicht wirklich sprechen. Ich hatte stets das Gefühl, dass die Abenteuer austauschbar sind, stark konstruiert und sehr mechanisch aufgebaut. Die Charaktere sind recht flach, einzig Vigo Havarren und König Mothul finde ich ganz interessant, leider wird diesen beiden Figuren nur wenig Raum im gesamten Buch eingeräumt. Die "Horde" an sich muss sich in verschiedensten Situationen bewähren, ohne sich umzubringen, aber das war es auch schon. Es gibt kaum eine Entwicklung der Figuren, auch nicht der Geschichte an sich.
Auch sind mir einige Ungereimtheiten aufgefallen, z.B. ist mir nicht wirklich klar, warum König Morthul dieses Dämonen-Korps überhaupt einberuft, wenn er es dann monatelang nicht benötigt bzw. auch keinen Schimmer davon hat, dass seine Gemahlin es für ihre eigenen Zwecke einsetzt! Oftmals werden auch Szenen unterschlagen, die m.E. ziemlich gut hätten ausgearbeitet werden können und sollen (z.B. die Entführung einer Person zum Ende des Buches hin).
Einen ganz dicken Minuspunkt gibt es für die vielen Rechtschreibfehler! Da hat das Lektorat entweder geschlafen oder wurde gar nicht herangezogen! Sehr ärgerlich und echt störend beim Lesen!

Fazit:

Ein Buch, das man definitiv nicht gelesen haben muss, und der Autor ist auch kein neuer Stern am Fantasyhimmel! Er schreibt zwar recht anschaulich und witzig (das zänkische Miteinander des Korps gelingt ihm ganz gut), dafür gibt es aber ordentlich Abzüge bei der Plotentwicklung, der Logik und den Figuren! Auch hält der Klappentext nicht, was er verspricht. Schade, die Idee, ein Buch aus der Sicht der "Bösen", die auch noch zusammenarbeiten müssen, zu schreiben finde ich gut, wurde aber eher fade umgesetzt.
2,5 von 5 Sternen