Rezension

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Langatmig und Klischeehaft

Der Schatten des Windes
von Carlos Ruiz Zafón

Zafon startet zunächst durchaus lesenswert und flüssig: bestimmte Aufmerksamkeit erheischende Begriffe und Konstellationen sind rasch gesetzt: Barcelona, Spanischer Bürgerkrieg, verschrobener Buchhändler, geheime Bibliothek, vergessene Bücher mit individuellem Paten – soweit, so unterhaltsam. Bald ist dieses initiale Pulver jedoch verschossen und der Autor benötigt endlose Seiten voller thematischer und struktureller Wiederholungen mit ins Nichts führender Schleifen, um die wirren losen Enden irgendwie unter einen, absolut konstruiert wirkenden und unglaubwürdigen Hut zu bringen. Die Figuren der hanebüchenen Geschichte sind blass, holzschnittartig und ohne Entwicklung gezeichnet. Gleichzeitig existiert wohl kein noch banales Genderklischee, das Ruiz nicht wieder und wieder durchhechelt und Hauptprotagonist Daniel ist in seiner stumpfen spätpubertären Triebhaftigkeit und Geistlosigkeit so nervend, dass man ihm als Leserin ein baldiges Ende wünscht. Wenn Zafon irgendetwas mit diesem Buch sagen wollte, bleibt es in diesem wirren Panoptikum unglücklich schmachtender Liebhaber und Liebhaberinnen wohl verborgen. Achtung jetzt kommt ein Spoiler: Am Ende bekommt der Königssohn, ahm Verzeihung Buchhändlerssohn, dann seine Prinzessin, welche ihm bald einen Sohn (was auch sonst?) gebiert und alles wird gut und wenn sie nicht gestorben sind, dann langweilen sie ihre Leserschaft noch heute.