Rezension

Langweilig :-(!

Der Geschichtenverkäufer - Jostein Gaarder

Der Geschichtenverkäufer
von Jostein Gaarder

Bewertet mit 2 Sternen

Von Jostein Gaarder hatte ich vor dieser Lektüre bereits "Sophies Welt" gelesen und war damals schon nicht so angetan von dem Autor und seiner Geschichtenkonzeption. Bei dem "Geschichtenerzähler" ging es mir leider nicht anders, das Buch hat so gar nicht meinen Geschmack getroffen ...
 

Inhalt:
Es geht um die (Lebens-)Geschichte von Petter "Spinnenmann" (ein Spitzname seit frühester Kindheit, der aber auch für sein späteres Leben noch an Bedeutung gewinnen soll). Er lebt mit seiner Mutter zuzsammen in Oslo, ist seit Kindesbeinen an hochintelligent, wohl auch dadurch, dass er von seiner Mutter kulturell gefördert wird. Sie geht mit ihm in die Oper, ins Theater, in Konzerte ... Das Besondere an Petter ist, dass er über eine überdurchschnittliche Phantasie verfügt, quasi aus dem Stegreif erfindet er ganze Sujets und Synopsen von Romanen, Novellen, Drehbüchern etc. Dies ist so extrem, dass Petter immer wieder seine "Ergüsse" schriftlich fixieren muss, weil sonst sein Kopf platzen würde. So weit. so gut. Im Laufe der Jahre verkauft er diese Geschichten an erfolglose Autoren, Autoren mit Schreibblockaden oder Menschen, die sich einfach gern im Schreiben versuchen wollen. Petter selbst hat keinerlei Interesse daran, Schriftsteller zu werden und Bücher zu verkaufen. Durch sein "Autorenhilfswerk", von dem jeder, der es in Anspruch nimmt, denkt, er profitiere als einziger davon, wird Petter sehr wohlhabend und zu DER zentralen Person im Literaturzirkus. Nach vielen Jahren scheint aber sein Geheimnis aufzufliegen ...
 

Meinung:
Ich weiß bis jetzt immer noch nicht, warum es wert war, die Geschichte von Petter Spinnenmann zu erzählen. Sie ist weder spannend noch tiefgreifend noch lustig oder speziell. Den Ansatz, dass ein Mensch über so viel sprudelnde Phantasie verfügt, dass er damit Unmengen an Geschichten produzieren kann und diese an Autoren verkauft, finde ich zwar originell, aber was wird darauf gemacht? Der Klappentext lässt vermuten, dass die story auf ein Kriminalstück hinausläuft, als nämlich das "Autorenhilfswerk" aufzufliegen droht, aber nichts dergleichen geschieht. Ja, man fragt sich, ob sich Petter sich nicht zu viel einredet und ein wenig an Paranoia leidet.
Überhaupt ist mir die Hauptfigur eher unsympatisch. Es wird sehr deutlich, dass sich Petter anderen Menschen überlegen fühlt, ja, manchmal sogar auf sie herabblickt. Niemand interessiert ihn wirklich, kann ihm das Wasser reichen. Auch sein Verhältnis zu Frauen ist mir eher suspekt: Er hat viele oberflächliche Affären mit Mädchen und Frauen, er benutzt sie aber eigentlich nur als Zeitvertreib. Erst als er Maria kennen lernt, verliebt er sich ernsthaft, doch auch diese Beziehung ist nicht von Dauer. Sie will unbedingt ein Kind von ihm, ohne ihn jedoch als Vater zu haben, er willigt ein und sieht seine Tochter nur wenige Male - das scheint ihm aber nichts auszumachen, im Gegenteil, Gefühle kommen bei Petter eigentlich nie wirklich vor. Das z.B. finde ich sehr unrealistisch und auch abstoßend. Für mich gibt es keine Identifikationsmöglichkeiten mit der Hauptfigur.
das Ende der Geschichte ist denn auch mehr als merkwürdig. Petter flieht ja vor der möglichen Aufdeckung seines Unternehmens und trifft in Italien zufällig auf eine Frau, die ihn an Maria erinnert und in die er sich sofort verliebt. Es stellt sich heraus, dass es seine Tochter ist - und damit endet die Geschichte. Hier klaut Gaarder gnadenlos bei Max Frisch!

Tja, was soll ich groß sagen? Ich habe mich nie wirklich in das Buch reinfinden können, die Geschichte ist im Prinzip belanglos und weiß wohl selber nicht, worauf sie hinauslaufen soll: Tragödie, Kriminalgeschichte, Satire? Immer wieder eingeschoben werden zudem kurze. von Petter erdachte Geschichten, die zum Teil wohl seine eigene Situation spiegeln sollen. Der Schreibstil von Gaarder ist flüssig und gut lesbar, die Geschichte dagegen nicht.