Rezension

langweilig, nicht sehr noir

Noir Anthologie. Bd.1 - Mica Bara, Jan Pieter Reus, Robert Boehm, Anne Danck, Andreas Galk, Holger Gerlach, Peter Kirschstein, I. L. Krauß, Minire Neziri, Leverat Pale

Noir Anthologie. Bd.1
von Mica Bara Jan Pieter Reus Robert Boehm Anne Danck Andreas Galk Holger Gerlach Peter Kirschstein I. L. Krauß Minire Neziri Leverat Pale

Bewertet mit 1 Sternen

„Wir sind so sorglos mit Worten gewesen. Wir haben sie verschwendet, bis wir nicht mehr wussten, was sie wert waren. Worte sind vorweggenommene Taten und wir hätten gut daran getan, das nicht zu vergessen. Und als wir uns wieder daran erinnert haben, war es zu spät.“ (S. 77, Am Anfang starben die Vögel von Holger Gerlach)

Kurzgeschichtensammlungen sind interessant, weil es aufregend ist zu erfahren, wie unterschiedliche Autoren ein gemeinsames Thema umsetzen. Bei dieser Anthologie ist der Name Programm. Jedoch nur oberflächlich. Noir ist französisch für schwarz. In der Literatur beschreibt noir eine düstere Atmosphäre und wird auch mit dem Begriff „Schauergeschichten“ in Verbindung gebrach.

Noir 1 hat mich jedoch in seiner Gesamtheit enttäuscht. Die „literarischen Abgründe“ aus dem Klappentext entpuppen sich als Depression, Kanibalismus, Götterkomplex, Mord, Krieg, und so weiter. Diese sind nicht abgründiger als gewöhnliche Krimis oder Sci-Fi-Romane.

Doch nicht alle Kurzgeschichten sind langweilig oder vorhersehbar. Die beste und gleichzeitig auch kürzeste ist Am Anfang starben die Vögel von Holger Gerlach, in der eine unheilvolle Zukunftsversion mit sehr viel Gefühl dargestellt wird, und dass trotz der Distanz zwischen den Protagonisten.

Midnight Paradise von Peter Kirschstein und XN4-DMT von Leveret Pale gehören in den Fantasy-/ Sci-Fi-Bereich der Literatur und waren düster und recht spannend. In der ersten dieser Geschichte geht es um ein Bordell in der Hölle, die Namen der Protagonisten erinnern an Spielkarten und es gibt zahlreiche Wesen aus verschiedenen Mythologien und Historien. Die zweite handelt von einem virtuellen Treuetest und seinen grauenvollen Folgen. XN4-DMT entspricht mehr als alle anderen Geschichten dem Thema noir.

Die letzte Geschichte, Der Scharfschütze von Jan Pieter Reus, beinhaltet eine gelungene Kritk gegenüber eines Stärkeren und ein verwirrendes Ende.

Diese vier Geschichten bieten Potenzial, doch gehen sie leider in der Gewöhnlichkeit der anderen sechs unter. Diese Anthologie gibt sich so viel Mühe noir zu sein, Tabuthemen anzusprechen, ohne jedoch Grenzen zu überschreiten. H.P. Lovecraft lehrt einem das Grauen, treibt seine Leser in den Wahnsinn. Noir 1 ist dagegen ein Kinderbuch.

 

„[…] die meisten Leute schössen verbal lediglich mit Schrot: Viel Getöse, große Streuverluste, und mit Glück träfe irgendetwas in irgendein Ziel.“

(S. 147, Der Scharfschütze von Jan Pieter Reus)