Rezension

Leben nach dem Krieg

Der Alpdruck - Hans Fallada

Der Alpdruck
von Hans Fallada

Bewertet mit 5 Sternen

Schon in seinem Vorwort erwähnt Fallada, dass dieser düstere Roman „vielleicht ein „document humain“ ist, ein möglichst wahrheitsgetreuer Bericht dessen, was deutsche Menschen vom April 1945 bis in den Sommer hinein fühlten, litten, taten.“

Trotz des zu Beginn des Buches beschriebenen Alptraumes empfand ich beim Leser anfangs noch Hoffnung, die in einer Frühlingsbeschreibung zum Ausdruck kommt: „Das Grün hatte noch die tausend leichten frohen Schattierungen des ersten Wachstums, und der Boden schien unter den Füßen vor drängender Fruchtbarkeit zu schwellen und zu schwanken.“ Doch lange hielt die Euphorie über das Ende des Krieges nicht an.

Die Armut der Menschen, die Suche nach Überlebensmöglichkeiten, auch die unterschiedliche Art sich Vorteile zu beschaffen, beschreibt Fallada auf seine unvergleichliche Art und Weise. Das Eintauchen in das Leben unmittelbar nach dem Krieg macht betroffen. Ebenso betroffen wie die Erkenntnis, dass nach diesem Krieg alle Deutschen mit einem Makel behaftet sind – egal, auf welche Seite sie sich geschlagen hatten.

War das Leben auf dem Land schon schlimm, so sollte es im zerstörten Berlin, wohin es unseren Protagonisten und seine junge Frau zog, noch schrecklicher werden. Auf jede leichte Besserung folgt eine erneute Hoffnungslosigkeit. Um sich dem Leben nicht stellen müssen, findet das Ehepaar immer neue Ausflüchte, versinkt immer wieder im Drogenrausch, der ins beschützende Sanatorium führt.

Trotz der düsteren, kaputten Atmosphäre ist das Buch überaus lesenswert! Wir begleiten einen ehemals erfolgreichen Autor durch eine Zeit, in der er sich selbst mehr oder weniger aufgibt. Und doch schaffte es Fallada durch die Schilderung seines schlimmsten Lebensabschnittes noch einmal hoch zu kommen, um anschließend (vor seinem viel zu frühen Tod 1947) seinen letzten Roman „Jeder stirbt für sich allein“ zu vollenden.

Es ist gut, dass durch diese Neuauflage im Aufbau-Verlag Falladas Werk und dieses erschütternde Zeitdokument nicht in Vergessenheit gerät.

Kommentare

Schokoloko28 kommentierte am 12. Februar 2020 um 17:34

Hört sich interessant an!