Rezension

Lebenszeichen vom Gurkenkönig

Christine Nöstlinger, Die Buchstabenfabrikantin
von Ursula Pirker

Bewertet mit 4 Sternen

Kann das weg?

Das war die Frage, die ich mir gestellt habe, als ich zu diesem Buch griff, welches offensichtlich schon mit einem eindeutigen "Ja" aus der örtlichen Gemeindebücherei ausgeschieden war. Auf hoffentlich lesereichen Pfaden, fand es den Weg über den Flohmarkt hier auf meinen Stapel und musste sich jetzt erneut dieser Bleiberechtsprüfung unterziehen - armes Buch.

Da hilft kein Mitleid, sondern nur ein wenig Zeit und Offenheit, für die nur scheinbar so nebensächlichen Dinge, die uns Frau Nöstlinger in diesem Buch mitteilen will. Sie erzählt von ihrer Kindheit, ihrer Jugend, ihren beschrittenen Wegen und wie sie diese wieder verließ, ganz pragmatisch, ohne Pathos. Sie beschreibt, wie sie letztendlich zu der unverwechselbaren Kinderbuchautorin geworden ist, die sie ist, durch Zeit (Umbruch im pädagogischen Denken) und Ort (Wien, Österreich) geprägt. Aber sie hat auch Kolumnen für die Zeitung verfasst und im Radio gearbeitet. Zahlreiche Preise pflastern ihr Schriftstellerdasein, von dem sie behauptet, nur das geschrieben zu haben, was sie kenne. Drei Verlage hat sie "bedient", zeitgleich und immer in freundschaftlicher Verbundenheit.

Für mich sehr interessant waren die Kapitel über Nöstlingers wienerischen Dialekt, die Übersetzung ihrer Bücher in mehr als 20 Sprachen (und was für Veränderungen damit einhergehen) und ihr Verhältnis zu ihren Verlegern. Zudem macht sie sich zum Schluß Gedanken zur Zukunft des Kinderbuchs, einer Zunkunft, die ich schon miterleben kann, weil das vorliegende Buch schon vor 10 Jahren erschienen ist.

Kennen die Kinder Nöstlinger noch? Haben sie "Wir pfeifen auf den Gurkenkönig" schon gelesen, oder bleibt neben den gewichtigen Rowling-Schmökern dafür kein Platz? "Hauptsache die Kinder lesen noch", wäre Nöstlingers Antwort wohl gewesen und hätte sich zurückgezogen, ohne einen Gedanken zu Umsatz und Verkaufszahlen. Und das ist es, was eine leidenschaftliche Autorin aus- und liebenswert macht, und das ist es, was ich aus diesem Buch herauslese und mitnehme!

Und NEIN,

das kann nicht weg!

 

Kommentare

wandagreen kommentierte am 26. November 2017 um 17:40

Auf gar keinen Fall. Christine Nöstlinger habe ich erst im Erwachsenenalter kennengelernt und bei jedem Buch habe ich von Herzen lachen können und auch im Rückblick manches erkannt, was halt so ist wie es ist in der Jugend. Eine ganz große!

Emswashed murmelte am 27. November 2017 um 07:54

Das ist ganz lieb, zu wissen, dass Rezensionen auch gelesen werden. Danke!