Rezension

Lehrreicher, auch sprachlich interessanter Gesellschafts-, unterhaltsamer Liebes- und spannender Kriminalroman; Zeitreise nach Triest, 1907!

Caffè in Triest -

Caffè in Triest
von Günter Neuwirth

Bewertet mit 5 Sternen

„Caffè in Triest“ (Trilogie Teil 2) lädt ein zu einer histo-kriminalistischen Zeitreise in die „Stadt der Winde“...und des Kaffees!

Die Geschichte um Polizei-Inspector Bruno Zabini geht weiter. Den ersten Band dieser Trilogie, „Dampfer ab Triest“, gelesen zu haben, kann von Vorteil sein, ist aber zum Genuss dieses Buches nicht zwingend erforderlich.

Günter Neuwirth erzählt in bildhaft-wundervoller Sprache von dem Aufstieg eines einfachen Seemanns zum Kaffeeimporteur, von dessen noch zarter Liebe zur Tochter eines Triester Großhändlers und dem sich daraus entwickelnden Zwist mit einem Möchtegern-Nebenbuhler, der aus Neid und Narzissmus Streitigkeiten entfacht und Raufereien anzettelt, die schlussendlich bis hin zu Morden führen. 

Schon das Cover weckt mein Interesse und lädt ein zu einer Zeitreise nach Triest, in die „Stadt der Winde“, das an der Adria gelegene „Tor zur Welt“ des österreich-ungarischen Kaiserreichs zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

Sowohl der Schreibstil als auch die Sprache der damaligen Zeit, die aus heutiger Sicht etwas gestelzt wirkt und mir genau deshalb wiederholt ein Lächeln entlockt, gefallen mir ausgesprochen gut.

Ein Personenverzeichnis zu Beginn des Buches ermöglicht einen hilfreichen Überblick über die Protagonisten, seien es nun die Mitarbeiter des Triester k.k. Polizeiagenteninstitutes, Brunos Liebschaften ;-) und deren Anhang, die Familien ortsansässiger Geschäftsleute, Händler oder Arbeiter oder der mir ans Herz gewachsene aufstrebende Geschäftsmann Jure Kuzmin und seine Familie.

Über all diese Charaktere, die in der Geschichte wunderbar ihren Platz finden, behält man anhand des Verzeichnisses den Überblick.

Dabei beschreibt der Autor die nach und nach in das Geschehen involvierten Personen so anschaulich, dass peu à peu ein Bild der Gesellschaft und Wirtschaft im damaligen Triest entsteht. Man hat durch die exakten Ortsbeschreibungen die Stadt praktisch vor Augen und glaubt, sich an der Seite der Romanfiguren in ihr zu bewegen.

Zudem bekommt man einen Eindruck davon, wie anders und wie schwierig damals der Stand der Frau in Familie und Gesellschaft war, und erlebt eine spannende Geschichte, die als gelungene Mischung aus Historie und Politik, Technik und Wirtschaft, Sprache und Liebe und nicht zuletzt Kriminalistik und Investigationen ein faszinierendes Bild der damaligen Gesellschaft zeichnet und der Grund dafür ist, dass ich schon den Vorgängerband „Dampfer ab Triest“ so genossen habe, wie jetzt diesen Folgeband „Caffè in Triest“.