Rezension

Leider bin ich enttäuscht

Die Akte Elysium - Sam Hepburn

Die Akte Elysium
von Sam Hepburn

Seit seine Mutter bei einem Verkehrsunfall plötzlich und brutal aus seinem Leben gerissen wurde, weiß der junge Joe Slattery nicht mehr, wo ihm der Kopf steht. Er lebt nun in der noblen Villa seiner pedantischen Tante Doreen, die den Jungen überhaupt nicht ausstehen kann und ihm sein einsames Leben so schwer wie möglich macht. Joe denkt permanent über den Unfall seiner Mutter nach, fragt sich, warum sie zu diesem fremden Journalisten ins Auto stieg und mit ihm mit fuhr und er versucht mehr über diesen Mann herauszufinden. Bei einem seiner nachdenklichen Spaziergänge stößt er auf die leerstehende, so genannte Elysium-Villa in der Nachbarschaft und begegnet dort einem verwahrlosten Obdachlosen, der ihn im Folgenden in größere Gefahr bringen wird als Joe zunächst bewusst ist…
Als ich dieses Buch das erste Mal in die Hand nahm, hatte ich große Hoffnungen, erwartete mir eine großartige und spannende Geschichte, wie sie Jugendliche für sich begeistern kann. Stattdessen wurde ich enttäuscht durch eine unrealistische Handlung, die abenteuerlicher nicht sein könnte und doch nur an der Oberfläche kratzt.

Zunächst einmal lässt sich in Sachen Spannung sagen, dass diese bis zum Schluss nicht wirklich aufkam, sodass ich mich die meiste Zeit eher nur gelangweilt habe und sich meine Aufmerksamkeit dann doch recht schnell den ganzen Ungereimtheiten dieses Buches zuwendete.

Denn so enthält die Geschichte um den Jungen Joe so viele unlogische Zusammenhänge und es passieren so viele Dinge, die aufgrund vorher beschriebener Umstände nicht hätten sein dürfen. Um ein Beispiel zu nennen: Joe verlässt nachts das Haus seiner Tante Doreen, um dem Obdachlosen zu helfen und kehrt auch in dieses Haus wieder zurück. Doch erst Tage später bekommt er von seiner Tante den Schlüssel für das Haus überreicht, damit er immer regelmäßig mit dem Hund nach draußen gehen kann. Solche Ungereimtheiten ziehen sich wie ein roter Faden durch das ganze Buch. Hier wurde offenbar nicht gründlich genug überarbeitet, was man auch an den zahlreichen Rechtschreibfehlern/Tippfehlern erkennen kann.

Weiterhin ist die Story einfach nur vollkommen unrealistisch. Ein Junge, dessen Alter nicht genannt wird und den ich auf höchstens 14 Jahre schätze, legt sich mit der russischen Mafia an, entführt am laufenden Band Autos und Lügen, die in der Realität sofort aufgeflogen wären, scheint hier Niemand zu bemerken. Dies scheint mir deutlich übertrieben, zumal die Fähigkeiten und Geniestreiche des Jungen nicht einmal ansatzweise einen Hintergrund haben. Mir ist durchaus bewusst, dass es Bücher gibt, in denen sich ein Jugendlicher mit Profikriminellen anlegt und sie erfolgreich hinters Licht führt, so z.B. Alex Rider in der Stormbreaker-Reihe, doch so ist dieser Protagonist gut ausgebildet und erfahren. „Die Akte Elysium“ wirkt vor diesem Hintergrund wie eine blasse Kopie eben dieser Alex Rider Reihe.

Darüber hinaus ist mir aufgefallen, wie emotionslos der Junge wirkt. Er scheint kaum die Trauer um seine tote Mutter bewältigen zu müssen, dies tritt hier eher in den Hintergrund und man kann ihn als Leser nicht wirklich für diesen Verlust bemitleiden, was in solch einer Situation doch selbstverständlich sein sollte. Todesangst und Angst generell sind ihm ziemlich fremd, es wird zwar mal gesagt „Ja, jetzt habe ich Angst“, aber jeder Leser weiß, dass sich mit allein dieser Aussage kaum Emotionen beschreiben lassen.

Alles in allem hat mir dieses Buch nicht besonders gut gefallen. Die Idee an sich ist super und auch etwas, was ich sehr gern an die jungen Leser dieser Welt weiterempfehlen würde, doch so ist die Umsetzung enttäuschend schlecht und wirklich Spaß konnte ich an dieser Geschichte leider nicht finden.