Rezension

Leider einige Schwächen

Zu schön, um tot zu sein - Simon Mason

Zu schön, um tot zu sein
von Simon Mason

Bewertet mit 3 Sternen

Inhalt:
Garvie ist ein Junge, der trotz seines hohen IQs schlechte Noten hat und vom Leben gelangweilt ist.
Als das hübscheste Mädchen der Stadt tot aufgefunden wird, mischt er sich in die Angelegenheiten der Polizei ein, da er überzeugt ist, dass sie sich nicht besonders klug anstellen. Schnell gerät er auf die Spur des Mörders, was ungeahnte Folgen nach sich zieht …

Meine Meinung:
Garvie Smith, ein intelligenter 16-Jähriger, der gelangweilt von seinem Leben ist, langweilt leider auch den Leser, die meiste Zeit über. Ich habe mir coole Sprüche und eine harte Schale vorgestellt, wohinter ein goldherziger Junge stecken würde, wurde aber leider nicht fündig. Viel zu sehr wird hier Wert daraf gelegt Garvie als eine Art Maschine ohne Gefühle dazustellen. Eine sehr schlaue Maschine, die kaum Menschlichkeit zeigt. Seine Arroganz gegenüber seinen Mitmenschen, seinen Freunden und gegenüber dem Leben, konnte ich überhaupt nicht nachvollziehen.
Garvie wird vielzu sehr versucht auf Sherlock getrimmt zu werden. Einzelgänger, super schlau, arrogant. Doch anders als Sherlock fehlt ihm eine Persönlichkeit, die den Leser für sich einnimmt. Einzig die Tatsache, dass er beinahe schon besessen von imaginären Zahlen ist, fand ich interessant und besonders an ihm.Bis zum Schluss habe ich so gut wie keine Charakterentwicklung ausmachen können, schade eigentlich, da hier viel Potential wäre. In den letzten zwei Kapiteln hat er einen Anflug von Menschlichkeit gezeigt, jedoch war das viel zu spät und schien mir eher eine Laune seinerseits zu sein.

Die Nebencharaktere sind bis auf sehr wenige, leider Thriller-Stereotype. Garvies Mutter fand ich ganz nett. Sie ist lieb und versucht aus ihrem Sohn schlau zu werden, leider wurde ihr nicht allzu viel Handlungszeit eingeräumt. D.I. Sigh ist ein älterer Detektiv, der den Fall um das verschwundene Mädchen bearbeitet. Bis zum Schluss hat er mich mit seiner Verbohrtheit und seinem Egoismus genervt. Als er die Kurve gekriegt hat, schien er ein netter Kerl zu sein, jedoch hätte man auch hier früher einen Gang in der Charakterentwicklung zulegen können.

Obwohl die Spannung und die Handlung sehr ansprechend sind und dazu geführt haben, dass ich recht schnell das Buch ausgelesen habe, wurde es doch oft sehr trocken und hatte eine gewisse Langatmigkeit. Manchmal liest sich das Buch, ähnlich wie ein Bericht. Beinahe fragmentisch, sehr unausgeschmückt, eben nur die knallharten Fakten. So kommt selten eine andere Stimmung auf, als das klinisch sterile, was manche Leser wohl ansprechend finden. Leider gehöre ich nicht zu solchen Lesern, ich brauche mehr Atmosphäre und mehr Indentifikation mit den Charakteren.

Die Twists und verschlungenen Handlungsstränge sind sehr interessant und haben mich oft in die Irre geleitet. Wäre die Handlung nicht so komplex, hätte ich wohl Schwierigkeiten weiterzulesen. Sie mag für einen Jugendthriller beinahe schon zu komplex sein. Außer der Tatsache, dass in diesem Roman ein Jugendlicher der Protagonist ist, hat das Buch auch nicht viel mit einem Jugendthriller zu tun. Die Verspieltheit und die unterschwellige Spannung fehlen hier, vielmerh ist es ein actiongeladener, spannender Thriller für jüngere Erwachsene, bis hin zu Erwachsenen, die mal eine andere Art des Thrillers ausprobieren wollen.

In der Kürze liegt die Würze: 
Interessanter, anspruchsvoller Fall; spannend geschrieben; Charaktere, mit denen nicht jeder warm werden kann

Bewertung:  
Obwohl ich mit den meisten Charakteren, die meiste Zeit über nicht ausgekommen bin, fand ich Zu schön, um tot zu sein, dennoch recht ansprechend. Der Fall ist sehr interessant und fordert die grauen Zellen des Lesers gehörig an. Eine angenehme Entwicklung in der Jugendliteratur, wenn die Charaktere liebenswerter gewesen wären, hätte ich nichts zu meckern gehabt. Für diesen Lesespaß ♥♥♥ Herzchen. Ich denke, dass gerade männliche Jugendliche das Buch mögen könnten.