Rezension

Leider nicht dersselbe Charme wie sein Vörgänger.

Days of Blood and Starlight - Laini Taylor

Days of Blood and Starlight
von Laini Taylor

Hätte man DAUGHTER OF SMOKE AND BONE noch als "Urban Fantasy" bezeichnen können, so trifft diese Bezeichnung nicht mehr auf DAYS OF BLOOD AND STARLIGHT zu.

Selten ist es mir so schwer gefallen, meine Meinung über ein Buch zu äußern. DAYS OF BLOOD AND STARLIGHT hat mir gefallen, aber es hat mich auch sehr bedrückt und deswegen bin ich etwas zwiegespalten. Der Vorgänger, DAUGHTER OF SMOKE AND BONE, hat mir sehr gut gefallen und eine Wertung von 4/5 Pancakes bekommen. Karou ist mir von diesem ersten Band als ein sehr interessanter, aber auch undurchschaubarer Charakter in Erinnerung geblieben. Ich mochte sie, ich mochte Akiva und ich mochte die beiden zusammen, so wie ihre gemeinsame, herzzerreißende Vergangenheit. Aber allen voran mochte ich den Schauplatz Prag, der so eine geheimnivolle, romantische Atmosphäre zu bieten hatte.

Hier beginnt nun mein kleines Dilemma mit dem Nachfolger. Das Buch spielt kaum noch in Prag, sondern in einer Wüste und in der erfundenen Welt Eretz. Gerade aber der Schauplatz Prag war es, der dem ganzen einen gewissen Charme verliehen hat und der nun leider nicht mehr verwendet wurde. Dadurch war schon einmal die Grundatmosphäre des Buches eine ganz andere. Sie war viel dunkler und bedrohlicher als die des ersten Teils. Ebeneso düster wie die Atmosphäre des Buches war auch seine Handlung, die mich oft hat Schlucken lassen. Müsste ich das Buch mit einem Wort beschreiben, so wäre es wohl "Trauerkloß". Es ist voll von Trauer, Bitterkeit, Gewalt und hoffnungslosen Versuchen, irgendwas zum besseren zu ändern. Normalerweise haben Bücher Hochs und Tiefs, aber in diesem Buch war es mir ganz so, als würde es sich dauerhaft auf einem tiefen Niveau befinden. In Bezug auf die Geschichte und die Grundidee ist dieser Verlauf der Geschichte auch ideal, aber für jemanden wie mich, der auch mal was zum Lachen und zum Freuen braucht, war es leider nicht ganz so passend. Ich bin kaum aus dem Erschauern über eine schlimme Wendung herausgekommen, da ist steht auch schon die nächste in den Startlöchern. Teilweise war ich so frustriert, dass ich gar nicht mehr weiterlesen wollte.

Band 1 und Band 2 waren für mich wie Tag und Nacht, so unterschiedlich sind die beiden von ihrem Charakter her. Auch Karou und Akiva sind kaum wiederzuerkennen, nach allem, was sie durchgemacht haben und was ihnen noch bevorsteht. Beide müssen sich in ein Leben einfügen, dass einfach nicht mehr zu ihren Charakteren zu passen scheint. Ich konnte mir Karou einfach nicht als eine Gehilfin des Bösen vorstellen, welches in diesem Buch eine Gestalt in Form von unterschiedlichen "Personen" bekommt. Es gibt nicht wirklich gut und böse, weil meiner Meinung nach eigentlich fast alle in DAYS OF BLOOD AND STARLIGHT einfach von Grund auf verbittert, rachesüchtig und böse sind - mit ein paar Ausnahmen. Aber auf eine gute Seele kommen leider an die 1000 schlechten.

Aber Karou wäre nicht Karou, wenn sie nicht das vertreten würde, was ihr Name bedeutet: Nämlich Hoffnung. Leider nur hatte sie in diesem Band noch nicht so ganz den Dreh raus, wie das geht. Oft wollte ich sie zur Seite nehmen und sie fragen, was sie da eigentlich macht und wieso. Ich war schon fast am verzweifeln, da tauchte ein anderer Lichtblick auf, nämlich Zuzana und Mik. Die beiden haben mir dabei geholfen, nicht den Verstand zu verlieren und Karou ebenfalls. Sie haben die Geschichte aufgelockert und ein Lachen hineingebracht, welches das Buch auch bitter nötig hatte.

Versteht mich nicht falsch: Ich wollte natürlich die ganze Zeit wissen, wie es ausgeht, habe immer gebangt und mitgezittert, aber für meine Nerven war das Buch an manchen Stellen einach zu bedrückend. Krieg ist nie ein schönes Thema, aber hier, wo gewissenlose und gewaltbereite Chimären und Seraphim aufeinander treffen und keinerlei Weise scheuen, den jeweils anderen umzubringen, war es noch mal eine Spur schlimmer. Es gibt so viele Schlachten, hinterlistige Aktionen und Tode, das einem der Mund manchmal offen stehen bleiben kann. Beide Seiten aber sind nicht so eintönig wie sie scheinen. Sowohl unter den Chimären, als auch unter den Seraphim gibt es einige, die mit dem Verlauf nicht einverstanden sind. Es sind schwache Lichtblicke, die leider meistens vom Schatten der mächtigere, skrupellosen Individuen verschluckt werden. Aber die Hoffnung bleibt...

Ich fand das Buch insofern gut, als dass die Handlung spannend ist und in das Gesamtbild des Hintergundes der Reihe passt. Man erfährt mehr über Eretz und seine Geschichte und  Gestalten, auch wenn die meisten von ihnen leider keine Sympathieträger sondern eher elende Kotzbrocken sind. Karou und Akiva haben Zeit sich zu entwickeln und auf ihre Art den Lauf der Dinge zu ändern. Ab und an wird dabei aber auf der Stelle getreten und es scheint hoffnungslos. Für meinen Geschmack hat es viel zu lange gedauert, bis die beiden sich endlich wiedersehen und die Geschichte in eine bestimmte Richtung vorantreiben. Das Ende, oh dieses gemeine Ende, verspricht einen spannenden dritten Teil, in dem hoffentlich alles gut aus geht (alles andere würde ich nicht verkraften :D). 

Hätte man DAUGHTER OF SMOKE AND BONE noch als "Urban Fantasy" bezeichnen können, so trifft diese Bezeichnung nicht mehr auf DAYS OF BLOOD AND STARLIGHT zu. 

Also ja, es hat mir gefallen und ich fand das Buch wirklich mitreißend, aber für meine Gemütszustand war DAYS OF BLOOD AND STARLIGHT leider überhaupt nicht gut. Nach langem hin und her habe ich mich für eine Wertung von 3/5 entschieden, mit einer Tendenz zu 4/5. Ich denke aber, der letzte Teil reißt das Ruder noch mal rum. Denn wenn die Protagonistin schon nach der Hoffnung benannt ist, dann muss es doch einfach gut ausgehen.