Rezension

Leider zu viel erwartet...

In einer anderen Welt - Jo Walton

In einer anderen Welt
von Jo Walton

Bewertet mit 2 Sternen

Morwenna ist Teil eines Zwillingspaares. Ihre Schwester ist bei einem Unfall ums Leben gekommen, während Morwenna "lediglich" ein kaputtes Bein davon trägt. Die Flucht vor der Trauer um ihre Schwester und auch vor ihrer Mutter führt sie in ein Mädcheninternat. Dort vergräbt sie sich in Büchern und in der Magie, die sie seit jeher begleitet hat – denn diese öffnet Tore in andere Welten.

Vor dem Lesen hat mich vor allem das Cover in seinen Bann gezogen und auf das Buch aufmerksam gemacht. Als ich dann noch den Klappentext gelesen habe, wusste ich, dass ich mir diese Geschichte nicht entgehen lassen durfte. Bücher, Magie, Tore in andere Welten – das klang ganz nach meinem Geschmack. Leider wurde ich herb enttäuscht.

Das Buch ist in Tagebuchform geschrieben. Morwenna berichtet detailliert von ihrem Leben und den Büchern, die sie gelesen hat oder die sie gekauft hat. Dabei zeigt sie ihre Meinung auf, spoilert auch ab und zu, was ich sehr schade finde (zum Glück hatte ich sowieso nicht vor eins der Bücher zu lesen). Der Herr der Ringe ist augenscheinlich ihr absolutes Lieblingsbuch und darum redet sich auch sehr häufig darüber. Es kommt einem schon fast wie Werbung vor.

Viel spannendes passiert eigentlich nicht in dem Buch. Es wird der Schulalltag beschrieben, Gänge zur Bibliothek oder in die Buchhandlung. Der Leser erfährt bruchstückhaft Dinge aus der Vergangenheit, allerdings kommt man sich dabei vor als würde man einen zweiten Teil lesen, ohne vorher den ersten zu kennen. Es ist so als würden ständig Bezüge auf Ereignisse gemacht werden, die man kennen müsste. Leider werden offene Fragen auch zum Ende hin nicht ausreichend geklärt. Ich frage mich zum Beispiel bis jetzt noch, warum sie eigentlich genau vor ihrer Mutter flieht. Offensichtlich hat diese irgendetwas sehr schlimmes getan, was dazu führte, dass die Zwillinge sie aufhalten wollten und eine davon dabei starb und die andere schwer verletzt war. Aber WAS und WIE und WARUM, wird nicht deutlich.

Morwenna selber ist auch eher ein schwieriger Charakter. Sie ist besessen von Büchern, hat außer ihnen keinerlei Interessen, wenig bis keine Freunde. Sie wirkt sehr von sich überzeugt, leicht arrogant, blickt auf andere herab. Sie schottet sich von den anderen ab, in dem sie ihnen erzählt ihre Mutter sei eine Hexe, damit sie Angst vor ihr haben. Insgesamt wirkt sie nicht sonderlich sympathisch und interessant.

Was mir wirklich gefallen hat, waren die Beschreibungen der Magie und der Feen. Diese waren zauberhaft und sehr liebevoll dargestellt. Ihre Art und Weise und auch körperliche Erscheinung waren mal was anderes als die Feen, die man sonst so kennt.

Leider kann das aber meine anderen Kritikpunkte nicht aufwiegen. Ich fand die Geschichte an sich einfach nicht spannend und seeehr langatmig. Es ist nicht viel passiert, gab keine Highlights bis auf ein klitzekleines Finale.