Rezension

Lektüre der anderen Art.

Der Koch - Martin Suter

Der Koch
von Martin Suter

Bewertet mit 5 Sternen

2008, die weltweite Finanzkrise, außerdem Bürgerkrieg in Sri-Lanka und dann noch eine Firma in der Schweiz, die ganz andere Dinge macht. "Love Food", die Geschäftsidee von Andrea, eine Art Cateringservice mit aphrodisierenden Gerichten soll die Liebe mancher Menschen anregen bzw. die Lust steigern. Dank Maravan (aus Sri-Lanka) als Koch kann Andrea dies umsetzen und die beiden arbeiten zusammen. Seine genialen Rezepte aus der Heimat bringen so manchen in Ekstase... während die Weltwirtschaft ihren Gang geht...

Anfangs wusste ich gar nicht so recht, ob ich dieses Buch lesen soll. Der Klappentext hatte mich aber neugierig gemacht - und nicht zuletzt der Titel "Der Koch" - weil ich ja auch gerne koche. Also habe ich mal angefangen das Buch zu lesen. Und es hat mich regelrecht in seinen Bann gezogen. Die Thematik finde ich sehr interessant, Maravan, ein Bürger Sri-Lankas, der in der Schweiz sein Glück versucht, ist Küchenhilfe in einem Restaurant der gehobenen Klasse. Als Tamile (so bezeichnet man wohl ein Volk bzw. eine Gemeinschaft in Sri-Lanka) hat er es aber schwer und darf nur als Küchenhilfe angestellt werden, nicht als Koch, wenngleich er dazu das Zeug und Talent hätte... Andrea bedient im gleichen Restaurant. Durch einen blöden Zufall kommt es dazu, dass die beiden auf die Idee kommen, "Love Food" zu gründen. Während man von der Gründung von "Love Food" liest, wird auch öfter von einem Wirtschafts-Vermittler erzählt, hier erfährt man auch immer etwas über die damalige wirtschaftliche, schlechte Situation. (ist ja noch nicht allzu lange her).

Die Abwechslung, wie man von Maravan und seinen Kochkünsten liest, von ihm wirklich in seinen Bann gezogen wird, wie wunderbare Gerüche in der Luft liegen, tolle Gerichte zubereitet werden, dann aber wieder wirtschaftliches, teils mieses Geschehen sich einmischt, ist genial. Es ist sehr spannend vom "Love Food"-Projekt zu lesen, gleichzeitig hält Suter aber auch ein gehobenes Niveau ein, es ist kein lari-fari-Buch, das mal eben einfachste Kochgerichte präsentiert. Die wunderbaren Gerichte der Küche Sri-Lankas sind sogar hinten im Buch nochmal in nachkochbaren Versionen aufgeführt (es ist auch der Koch genannt, von dem diese Rezepte stammen, ich hab aber vor Abgabe des Buches in der Bücherei vergessen dies mal abzutippen...), was ich auch eine tolle Idee finde.

Die Mischung aus wunderbar ausgeführter Kochkunst und einer Art Wirtschaftskrimi hat mir richtig "gut geschmeckt", ich hatte mir hier nichts großartiges erwartet und wurde prompt richtig doll überrascht.

Einzig und allein eine Sache gibt mir Rätsel auf... Beim folgenden Stück aus dem Buch fehlt nach "knusprige" meiner Ansicht nach ein Wort... (Ich habe dafür ja nun Fragezeichen in Klammern gesetzt). Das ist mir halt so aufgefallen und irgendwie ständig in Erinnerung geblieben...

Seite 140
Andrea machte sich an die Vorbereitung des Raumes, Maravan zog sich in die Küche zurück. 
Später, als Andrea ihm zusah, wie er die knusprige (????)mit der elastischen Folie aus Urd umwand - auch ds etwas, bei dem er jedes Mal mehr Kunstfertigkeit entwickelte -, sagte er kopfschüttelnd, mehr zu sich als zu ihr: "Seltsam: so jung und schon diese Probleme."

Ansonsten hat mir dieses Buch wirklich gut gefallen, die Geschichte ist so vielschichtig, dass einem wirklich nicht langweilig wird beim Lesen, ich fand das Buch wirklich richtig spannend und interessant, konnte es quasi kaum aus der Hand legen. Der Schreibstil hat mir richtig gut gefallen. Einzig an die Rezepte traue ich mich auch nicht so wirklich ran. Die würde ich dann lieber doch selbst mal wo vorgekocht bekommen...

Entsprechend vergebe ich hier gerne 5 von 5 Sternen und spreche eine Empfehlung aus.