Rezension

Letzte Worte

Ein Schritt ins Leere -

Ein Schritt ins Leere
von Agatha Christie

Bewertet mit 4 Sternen

Der junge Pfarrerssohn Bobby ist leider ein ziemlich miserabler Golfspieler. Als er wiedereinmal auf der Suche nach einem verschlagenen Ball ist findet er einen verunglückten Mann, der anscheinend im Nebel von den Klippen gestürzt ist. Während sein Begleiter Hilfe holt bleibt Bobby bei dem Mann und wird so Zeuge seiner letzten kryptischen Worte - "Warum habe sie nicht Evans geholt?". Der Fall wird schnell als Unglück zu den Akten gelegt und auch für Bobby ist die Sache erledigt, aber dann kommen ihm Zweifel.

In diesem Krimi von Agatha Christie ermitteln mal keine ihrer bekannten Figuren, Miss Marple, oder Hercule Poirot, sondern ein unbeteiligter Zeuge wird durch die Ereignisse in den Kriminalfall hineingezogen. Entsprechend laienhaft fallen die Ermittlungen aus, was allerdings Figuren und Leser ziemlich dicht zueinander bringt. Es ist ziemlich spannend, wenn man irgendwelche Überlegungen anstellt und beim Umblättern feststellt, dass hier genau die gleichen Überlegungen angestellt, die gleichen Schlüsse gezogen werden und auch ziemlich frustrierend, wenn wiederum ein paar Seiten weiter all diese Überlegungen ad absurdum geführt werden. 

Generell ist dieser Fall einer der zwar sehr zum mitkriminalisieren einlädt, der aber so viele Möglichkeiten und falsche Spuren bietet, dass es einen wahnsinnig macht. Immer wenn Bobby und seine Mitstreiterin Frankie glauben den Fall gelöst zu haben, kann man sicher sein, dass die Beiden vollkommen daneben liegen mit ihren Verdächtigungen.

Ihrem üblichen Muster folgend führt AC einen überschaubaren Personenkreis ein, in dessen Mitte auch der Täter zu finden sein muss. Hauptfiguren sind hierbei, wie bereits erwähnt Bobby, Sohn eines Pfarrers ohne rechte Ziele im Leben und seine Sandkastenfreundin Frankie, eine waschechte Lady, die in ihrem priviligierten Leben recht schnell gelangweilt scheint und die Mörderjagd als willkommene Abwechslung sieht. Beide Figuren sind mir nur bedingt sympatisch, wobei ich mit Frankie und ihrem Leichtsinn noch etwas mehr gehadert habe. Bobby wird leider etwas widersprüchlich dargestellt, mal hat er heldenhaft die Situation unter Kontrolle und mal wirkt er neben Frankie wie ein etwas naives Landei. 

Ich muss ehrlich zugeben, dass AC hier nicht ihre beste Arbeit abgeliefert hat und mehr als einmal habe ich die blasierte Art von Poirot, oder die ruhige Gelassenheit von Miss Marple vermisst. Die Geschichte erweist sich zum Ende hin als stark konstruiert, vieles wirkt, als wäre es extra so hingebogen, damit es zur Auflösung passt. Als Fan der Autorin verzeiht man ihr aber sowas gern mal. Trotzdem hat mich der Fall gut unterhalten, was sicher auch daran lag, dass ich das Buch innerhalb einer Leserunde gelesen habe. Allein die finale Auflösung, die es in jedem AC Krimi gibt (das Versammeln aller Verdächtigen und die minutiöse Aufarbeitung der Geschehnisse) hat dem ganen nochmal einen kleinen Dämpfer verpasst. Was sich die Autorin hierbei gedacht hat werden wir nie erfahren.

Ein Schritt ins Leere ist definitiv kein Buch, mit dem sich Neulinge an das Werk der Queen of Crime herantasten sollten. Da gibt es Besseres. Für Fans der Autorin ist das Buch mit seiner eher untypischen Art aber ein Muss.