Rezension

Licht, Hoffnung und eine Liebe, stärker als alles andere

Weiter als der Ozean -

Weiter als der Ozean
von Carrie Turansky

Bewertet mit 4 Sternen

Ich liebe Bücher, die ernste Themen ansprechen, von denen man sonst eher wenig hört, ebenso wie Familiengeschichten, verbunden mit emotionalen Schicksalen. Wenn dann auch noch ein bisschen Liebe dazu kommt, kann das Buch eigentlich schon nur noch perfekt werden. Dieses hier thematisiert zudem auch noch ganz viel Gottvertrauen und Glaube, was mir extrem gut gefallen hat.

Dabei ist der Schreibstil der Autorin wirklich leicht zu lesen und dennoch niveauvoll und bildlich. Die Sprache ist an das historische Setting angepasst und zudem hat es die Autorin geschafft, auf liebevolle Weise der Geschichte und den Charaktere Leben einzuhauchen. Überhaupt spürt man die ganze Zeit die Liebe zwischen den Zeilen, mit welcher dieses Buch geschrieben wurde. 

In der Geschichte begleitet man in verschiedenen Abschnitten Katie McAlister, welche mit ihren Geschwistern als angebliches Waisenkind nach Kanada emigriert wird, außerdem deren älteste Schwester Laura, die sich auf die Suche nach ihnen macht und den jungen Anwalts Andrew Frasier, welcher sich im Laufe der Geschichte mit Laura zusammentut. Dabei ist diese wirklich großartig, voller Emotionen, Liebe, Glaube und Familienzusammenhalt, obwohl sich die Hauptcharaktere ganz oft in extrem lieblosen und hoffnungslosen Situation wiederfinden. Gerade das System dieser Kinderemigrationen, die es tatsächlich noch bis in die siebziger Jahre hinein gab, fand ich einerseits sehr interessant, andererseits aber auch extrem erschreckend. Wie diese Kinder oftmals behandelt wurden, teilweise sogar aus liebevollen Familien herausgerissen, nur um als Sklaven, anders kann man es nicht nennen, an ausländische Familien verkauft zu werden, war für mich kaum zu ertragen. Und so kam es, wie es kommen muss und auch der ein oder andere Charakter, den ich mit der Zeit wirklich sehr lieb gewonnen hatte, musste Furchtbares durchstehen. Umso mehr hat es mich positiv überrascht und immer wieder begeistert, wie fest im Glauben und in der Hoffnung sowohl Katie und ihre Geschwister, als auch Andrew standen. Das Einzige, was mich ein bisschen gestört hat ist, dass sich die Geschichte teilweise ein wenig gezogen hat, auch wenn sie im Großen und Ganzen echt spannend war und die Autorin wirklich versucht hat, Unwichtiges wegzulassen. Das Ende des Romans war aber sehr emotional, hoffnungsvoll und vor allem realistisch. 

Die Charaktere haben mir hier ebenfalls sehr gut gefallen. Es gibt zwar eine Menge verschiedener Figuren, aber die Familie McAlister und ihr tragisches Schicksal steht definitiv im Mittelpunkt. Bei diesen Fünf merkt man einfach den Zusammenhalt und die Liebe zwischen ihnen, genauso wie ihren Glauben und ihre dadurch gewonnene Stärke. Katie und Laura sind wirklich verantwortungsbewusste junge Frauen, voller Glaube und Zuversicht, die sich ihren Problemen stellen und immer versuchen, das Beste aus der Situation zu machen. Außerdem ist da noch Andrew, welcher aus reichem Hause kommt und dem dennoch die Gerechtigkeit am Herzen liegt. Er ist wahnsinnig sympathisch und liebenswert und konnte ebenfalls mein Herz erreichen. Aber leider gibt es ebenso Charaktere, welche es den Hauptcharakteren immer wieder schwer machen, seien es die teils sehr hartherzigen Mitarbeiter der Waisenhäuser oder auch andere ebenso unerträgliche Figuren, die immer wieder im Roman ihren Auftritt haben.  

Insgesamt muss ich sagen, dass mich dieses Buch einfach nur fasziniert hat, manchmal auf sehr positive, oft aber auch auf sehr negative und erschreckende Weise. Carrie Turansky hat dabei eine Geschichte geschrieben, welche in einer grausamen Welt mit so viel Liebe daher kommt, dass man bei aller Hoffnungslosigkeit, die Hoffnung doch nicht aufgeben möchte und ich kann nur sagen, dass ich hoffe und mich schon darauf freue, wenn der zweite Band dann auch ins Deutsche übersetzt wird.