Rezension

Liebe geht durch den Magen....

Feed me! - Martina Schmid

Feed me!
von Martina Schmid

Bewertet mit 5 Sternen

== Buchrückentext: ==

Bea ist von Selbstzweifeln geplagt und fühlt sich unattraktiv. Als sich eines Tages plötzlich der gut aussehende Francis für sie interessiert, kann sie es kaum glauben. Endlich scheint sie ihren Traummann gefunden zu haben. Fasziniert davon begehrt zu werden, erfüllt sie nur zu gerne seine sexuellen Wünsche und lässt sich von ihm systematisch füttern. Bea nimmt rasend schnell zu. Immer mehr. Und mit ihren Rundungen wächst Francis’ Verlangen nach ihr. Ein Teufelskreis. Erst sehr spät durchschaut Bea seinen perfiden Plan – zu spät?

== Leseeindrücke: ==

Der 148-seitige Roman "Feed me! - Tödliche Gier" der Autorin Martina Schmid liest sich zu Beginn der Handlung eher wie eine Liebesroman, der sich rasant entwickelt bis er kriminalistische Elemente entwickelt und fast schon als Psycho-Thriller endet.

Die 27-jährige Bea scheint eine junge hübsche Frau zu sein, die aber mit sich und ihrem fraulichen Körper nicht zufrieden scheint. Jedes Mini-Pölsterchen stört sie und sie sieht sich sicher, als sie ist. In Kindheitserinnerungen wird deutlich, dass in ihrer Kindheit einiges schief lief. Bei einer Verabredung mit ihrer besten Freundin Gina bringt diese einen Bekannten, den attraktiven Tierarzt Francis, mit. Bea verliebt sich augenmerklich in den deutlich älteren Mann.

Nach der ersten Verabredung folgt eine weiter, dann die nächste und die nächste, so dass sie bald schon ein Paar werden. Was Bea zuerst als Fürsorge versteht, dass er sie in die besten Restaurants mitnimmt, am besten Buffet-Restaurants, und auch für sich kocht, entwickelt sich für den Leser immer mehr zur krankhaften Mästung von Bea. Auch hier wird in den Erinnerungssequenzen Francis´  klar, dass in seiner Kindheit die Schweinemästung eine Rolle spielte.

Bea verwandelt sich von Kleidergröße 38, über ein leicht wahrzunehmendes Doppelkinder, zum schwabbeligen Wanst bist sie sich in kürzester Zeit auf Kleidergröße 58 hochgefuttert hat. Sie selbst - ganz vernarrt in den neuen Freund - geht im wahrsten Sinne des Wortes ganz auf in ihrem Dasein keine Diät mehr halten zu müssen, lässt gesundheitliche Risiken ganz außer acht. Irgendwann wird klar: Francis ist ein Feeder. Ein Mensch, der seinen Partner an- und überfüttert, ihm beim Essen zusieht und dabei sexuelle Erregung empfindet und auch dabei, wie der Gefütterte immer fetter und unattraktiver wird, für den Feeder aber an Attraktivität gewinnt und beide sich in des einen Fettleibigkeit vergehen. Hier gewinnt das Sprichwort "Liebe geht durch den Magen" eine ganz neue Bedeutung.

Doch dann nimmt diese krankhafte Liebesbeziehung einen noch krankhafteren Verlauf. Zufällig findet Bea das Foto einer jungen Frau in Francis´ Wohnung. Bei ihrer Recherche nach diese Frau findet sie heraus, dass diese seit Monaten als vermisst gilt. Als Bea dann auch noch Leichenkonservierungsmittel in Francis´ Wohnung findet und ihn mit diesen Tatsachen auch noch konfrontiert, nehmen die Geschehnisse eine dramatische Wendung an….

Dieser Roman der mit eben einer Romanze beginnt, nimmt krankhafte Ausmaße an. Die Vorstellung dermaßen extrem zuzunehmen und keine gesundes Essverhalten mehr zu entwickeln, ließ mir den Schauer über den Rücken laufen. Zwei Hauptcharaktere - Bea und Francis - bestimmen die Rahmenhandlung, alle weiteren Gina, Marcel sind nur Randfiguren. Zuerst wunderte ich mich wie man zehn Kleidergrößen innerhalb weniger Monate zunehmen kann. Aber hier wird mit einer Maulspreize der Mund geöffnet, so dass der Feeder trichterartig geschmolzene Butter pfundweise in sein Feedee hineinfüllen kann, da scheinen dann ein Zentner Gewichtszunahme doch wieder realistisch. Wie beide sich an ihren Gelüsten sexuell erregen wird sehr gut vorstellbar beschrieben.

Ebenfalls sehr gut vorstellbar ist - besonders für mich - der Lokalkolorit Mannheims. Da ich in dieser Stadt geboren und aufgewachsen bin und noch immer hier lebe, hatte ich förmlich wie einen Film vor Augen, wie sie das Drehkreuz des Herzogenried- oder Luisenpark betreten, auf der Seebühne das Stück ansehen, in der Goethestraße das chinesische Restaurant besuchen oder im Hauptbahnhof einkaufen gehen.

Was sich wie ein Thriller anhört, kann so aber real und authentisch passiert sein, da dieser psychische Erkrankung - von der ich zuvor noch nie gehört hatte - tatsächlich existiert und auch solche extremen Ausmaße annehmen kann. Das Ende kommt dann doch recht zügig und endet etwas abrupt, was allerdings somit offen für Spekulationen ist und der Leser sich das tatsächliche Ende einfach denken kann.

Das Cover ist eher schlicht gehalten mit einem roten Kreuz auf schwarzem Hintergrund. Der Hintergrüne könnte für den Tod stehen, das Kreuz ebenso.
Insgesamt habe ich dieses Taschenbuch in einem Rutsch gelesen und vergebe sehr gerne 5 von 5 Sterne!

@esposa1969