Rezension

Lieber einen lauen Sommerabend genießen als diese laue Lektüre hier.

Zikadensommer -

Zikadensommer
von Natalie Bakopoulos

Mira reist mit ihren 40 Jahren nach dem Tod der Eltern wieder zurück aus den USA in ihre Geburtsstadt Athen. Dort trifft sie alte Bekannte wie auch ihren neuen Nachbarn, „der Kapitän“. Die Handlung erstreckt sich über einen Sommer hinweg und schildert aus den Perspektiven von Mira und dem Kapitän erzählt die Geschehnisse.

Die Handlung plätschert dabei leider durchweg zusammenhangslos vor sich her und ich fühle mich als Leserin nicht mitgenommen auf die Reise von Mira nach Athen. Der Plot und die Hintergrundgeschichten der Protagonisten erscheinen mir einfach sehr zusammengewürfelt bis wirr. Alles ist verschwommen, nichts greifbar. Als ich dann auf Seite 50 folgende Aussage von einer Freundin Miras (zwar in einem anderen Zusammenhang) las, fragt ich mich, ob dies das Kredo des Romans sein soll: "Die Leute fühlen sich unbehaglich, wenn sie einen nicht festnageln können. Uneindeutigkeit macht sie nervös." Nur bleibt das gesamte Buch einfach uneindeutig und das macht es nicht nur unbehaglich für mich sondern auch nervig. Ich werde nervös, weil ich es am liebsten abbrechen würde. Es gibt keinen roten Faden. Dialoge kommen aus dem Nichts und führen nirgendwo hin. Alles ist nur kurz angedeutet. Mir fehlen komplett die Hintergrundgeschichten zu den (Neben-)Figuren, die in einer Vielzahl auftreten und sich alle irgendwie gegenseitig per Zufall zu kennen scheinen. Die Autorin schafft es nicht die Protagonisten so zu beschreiben, dass sie irgendeine Art von Emotion oder gar Empathie bei mir auslösen könnten.

Auch ist der Schreibstil und/oder die Übersetzung des Romans nicht sonderlich hochwertig. Es liest sich holprig und hat inhaltliche wie auch sprachliche Unstimmigkeiten. Der englische Originaltitel des Buches ist "Scorpionfish", was bezogen auf den Inhalt des Romans noch ein kleines bisschen Sinn ergeben hätte. Warum sich dann der Verlag beim deutschen Titel für das sinnlich-romantisch klingende "Zikadensommer" entschieden hat, bleibt mir bis auf die kurze Erwähnung, dass die Protagonisten die Zikaden irgendwann mal zirpen gehört haben, weiterhin schleierhaft.

Das Buch hat für mich keinerlei Aussagekraft. Es sind lediglich nicht sonderlich gut erzählte Momentaufnahmen eines Sommers in Athen und "der Insel", die geheimnisvoll "N." genannt wird, wahrscheinlich aber einfach nur Naxos ist. Ein roter Faden fehlt mir bis zum Schluss. Leider gefällt mir dieses Buch von hinten bis vorne nicht. Das Cover mit Marmoreffekt, der deutsche Titel, der Schreibstil, der "Plot", die Figuren. Alles mittelmäßig bis schlecht. Tut mir leid, da kann ich den Reiz des Buches leider nicht mehr erkennen und kann es demnach auch nicht für eine Lektüre weiterempfehlen. Genießt lieber einen lauen Sommerabend auf dem Balkon mit einem anderen Buch als diesem.

P.S. Ich finde es übrigens bezeichnend, wenn ein Verlag seiner eigenen Buchveröffentlichung bei LB erst einmal eine Fünf-Sterne-Berwertung beschert... Das ist in etwa so, als wenn man in der Schule früher unter seine Klassenarbeiten erst einmal standardmäßig eine Eins gesetzt hätte, um den Durchschnitt nach oben zu ziehen.