Rezension

Ziemlich träge - und sehr griechisch!

Zikadensommer -

Zikadensommer
von Natalie Bakopoulos

Bewertet mit 3 Sternen

Mira, eigentlich in den USA aufgewachsen und sozialisiert, kehrt nach dem Tod ihrer Eltern zurück in deren Heimat, wo sie während ihrer Kindheit viel Zeit verbracht hat und wo ihr Liebster und einige enge Freunde auf sie warten. Wirklich? Mira muss erleben, dass vieles anders ist als erwartet, anderens sich jedoch offenbar nie ändern wird.

Und wenn Sie sich wundern, wie das zusammenpasst, lassen Sie sich versichern, dass das in Griechenland kein Problem ist.

Dies ist ein wirklich träger Roman, man könnte ihn auch als statisch oder bequem bezeichnen: die Figuren, obwohl meist in der Megacity Athen, wenn nicht gleich weltweit unterwegs, kennen sich alle untereinander und treffen sich ständig durch Zufall. Die Protagonistin kommt ja eigentlich aus den USA, aber auch sie hat ständig irgendwelche zufälligen Treffen bzw. Beobachtungen von Freunden und Bekannten.

Ein bisschen dreht sich hier alles im Kreis, man könnte auch sagen, es liegt dort. Denn die Griechen erwischt man oft in der Horizontale. Und das beileibe nicht deswegen, weil sie dem so bezeichneten Gewerbe nachgehen. Nein, irgendwie erfordert das Griechischsein eine Menge Abschalten und das tut nicht nur der klassische Grieche am liebsten längs ausgestreckt. Allen voran in den überlangen Mittagspausen, aber auch am Strand und in den eigenen Gärten. Auch im übertragenen Sinne liegt Griechenland oft still, ich habe noch nie einen Staat erlebt, in dem so viele Pausen gemacht werden.

Und das wird in diesem Roman sehr deutlich, wenn das wohl auch nicht in der Absicht der Autorin lag. Aber sie trifft den Zeitgeist - wobei auch die Zeit in Griechenland scheinbar oft stillsteht. Für Leser, die die griechische Mentalität nicht so verinnerlicht haben, ist das verständlicherweise schwer nachzuvollziehen. Aber wenn man erfahren will, wie die Griechen so ticken und ein bisschen Geduld hat, dann ist dieser Roman genau das Richtige!