Rezension

Liebesgeschichte mit ernsten Themen und emotionsgeladener Ausgestaltung

Broken -

Broken
von Natalie Hennig

Bewertet mit 5 Sternen

Der Ex-Häftling und Student Luce Snow benötigt Nachhilfe, um den Inhalt des letzten Semesters, in dem er im Gefängnis saß, aufzuarbeiten. Die Studentin Kat soll ihm dabei helfen. Doch wie geht sie damit am besten um? Am liebsten möchte sie es so schnell wie möglich hinter sich bringen. Doch sie hat nicht mit seinen grauen Augen und seinem attraktiven Auftreten sowie den gelegentlichen Blicken, die er sie hinter seiner Fassade gewährt, gerechnet. Ihr Vorsatz, nichts näher mit ihm zu tun zu haben und die Nachhilfe schnell hinter sich zu bringen, misslingt. Doch was nun? Kann sie sich auf ihn einlassen oder steht zu viel (Unausgesprochenes) zwischen ihnen oder wurden sie zu sehr durch weniger erfreuliche Erlebnisse geprägt?

Der Einstieg fällt durch die Erzählform sowie durch die gewählte Anfangsszene sehr leicht. Man ist sofort in der Geschichte drin, spürt die lockere Campusatmosphäre und ich hatte schon nach wenigen Seiten das Gefühl, die Charaktere länger zu kennen und bereits eine Verbindung zu ihnen zu haben, sodass ich fast von Beginn an die Geschichte genießen und mit den Charakteren mitleiden und mitfühlen konnte.

Erzählt wird die Geschichte in der Ich-Erzählform aus der Perspektive von Kat und Luce, wobei der Großteil aus der Perspektive von Kat erzählt wird. Die wenigen Kapitel aus Luce´s Sicht sind dadurch etwas besonderes und geben uns pointierte, exklusive Einblicke hinter seine Fassade. Schon auf diesen wenigen Seiten wird deutlich, dass es ihm sehr viel schlechter geht, als er seiner Außenwelt glaubhaft macht. Nach außen hin führt er sich auf wie ein gefühlloser ignoranter Mann, aber wir Leser können hinter seiner zum Selbstschutz errichteten Mauer sehen und erkennen, dass er sehr viel erlebt hat und erfahren musste, was ihn nicht gerade auf positive Art und Weise geprägt hat. Doch dadurch, dass es nur wenige Kapitel aus seiner Perspektive sind, bleiben viele Fragen zurück und wir bekommen erst nach und nach ein erstes Bild von ihm, das sich puzzleartig zusammensetzt.

Auch Kat hat Verluste in ihrem Leben erfahren, was man zunächst vielleicht gar nicht denken mag, da sie im großen und ganzen eher eine positive Seite ausstrahlt und schlagfertig wirkt. Doch Beschreibungen von Momenten, in denen sie sich nicht gut fühlt, sind vorhanden und machen sie authentisch.

Schön finde ich, dass man beim Lesen nicht das Gefühl hatte, dass die beiden etwas überstürzen oder sofort eine Verbindung zueinander hatten, sondern dass die Gefühle, in welche Richtung diese auch gehen mögen, sich langsam und somit authentisch entwickelt haben.

Darüber hinaus gibt es wunderbare Nebencharaktere wie Kat´s Mitbewohnerin Emma, die einen mit ihrer guten Laune ansteckt und eine sehr gute Freundin ist, die Kat immer zur Seite steht. Aber auch Danny, Luce bester Freund, lässt das Herz von uns Leser schneller schlagen. Er wirkt von seinem ersten Auftreten an sympathisch und steht hinter seinem Freund, unabhängig davon, wie er sich gerade verhält.

Der Schreibstil liest sich sehr flüssig und fesselt uns Leser nur so an die Seiten. Zahlreiche Dialoge und abgedruckte Chatnachrichten lockern ihn noch einmal auf. Er transportiert die Emotionen und die Atmosphäre gut und lässt uns fühlen, als ob wir direkt beim Geschehen dabei wären.

Zu beachten ist jedoch, dass auch explizite Szenen erzählt werden bzw. ein expliziter Schreibstil gewählt wurde – dieses Buch ist deshalb wahrscheinlich nur etwas für euch, wenn ihr mit solchen Szenen umgehen könnt und diese euch nicht stören, auch wenn diese zum Teil in verschiedenen Szenen hintereinander auftauchen.

Es werden ernste Themen angesprochen, mit deren Vorkommen ich nicht unbedingt gerechnet habe. Diese werden nicht lediglich nebenbei abgehandelt, sondern bekommen den Raum, den sie verdienen, das heißt auf diese wird in der jeweiligen Situation gut eingegangen. Das macht die Geschichte vielschichtiger und vermittelt dadurch einige wichtige Messages und bringt die Charaktere durch diese ernsten Erlebnisse auch näher zueinander.

Schön finde ich, dass es nicht im Fokus steht, dass Luce im Gefängnis saß und ein gefährlicher Straftäter sein könnte, sondern vielmehr, wie es dazu gekommen ist und was die Zeit dort mit ihm gemacht hat. Das vermittelt nicht den Eindruck, dass alle Ex-Häftlinge gefährlich oder böse sein könnten, sondern zeigt, dass diese auch nur Menschen sind und man sie nicht pauschal betrachten und in Schubladen einordnen darf.

Diese Geschichte lässt sich theoretisch als alleinstehendes Buch lesen, jedoch endet es mit einem Cliffhanger, der Neugier auf den abschließenden Band der Dilogie und die weiteren Entwicklungen macht. Zudem konnte ich hier schon mit den Protagonisten mitfühlen und hatte viele schöne Momente gemeinsam mit Kat und Luce sowie mit den anderen Charakteren, sodass ich mich freue, diese wiederzusehen und hoffe, dass sie ihren Schwierigkeiten und Dämonen aus der Vergangenheit trotzen können, egal was noch passieren mag. Darüber hinaus erhoffe ich mir beim nächsten Band, dass es mich auch wieder auf immer neue Art und Weise berührt und so viele Emotionen in mir auslöst.

Insgesamt hat mir dieses Buch sehr gut gefallen – es war sehr emotional mit authentischen und liebevollen Charakteren sowie mit einem guten Handlungsverlauf, erzählt mit einem fesselnden Schreibstil. Ich kann es euch nur empfehlen, denn es ist aus vielen Gründen so schön!