Rezension

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** Liebeswirrwarr damals wie heute **

Herbsttagebuch - Kerstin Hohlfeld

Herbsttagebuch
von Kerstin Hohlfeld

Bewertet mit 4 Sternen

Der erste Roman von Kerstin Hohlfeld, der sich ebenfalls um das Leben von Rosa Redlich drehte, hatte mir bereits sehr gut gefallen. Dementsprechend hoch waren meine Erwartungen an den zweiten Teil, der den Titel „Herbsttagebuch“ trägt. Zwar hat mir die Fortsetzung ebenfalls recht gut gefallen, allerdings muss ich zugeben, dass dieses Werk nicht ganz an den ersten Roman heran kommt. Als kleiner Hinweis für alle interessierten Leser: Es ist kein unbedingtes „Muss“, dass vorherige Buch gelesen zu haben, allerdings kann dies auch nicht schaden, damit man die Charaktere und deren Hintergründe bereits schon kennt.

Im Grunde besteht „Herbsttagebuch“ aus zwei getrennten Geschichten, die sich aktuell in Rosas Leben abspielen. Zum einen geht es um Rosas Beziehung zu Basti. Sie ist glücklich mit ihm – zumindest dann, wenn er mal Zeit für sie hat. Ständig ist er unterwegs, auch über das Wochenende und Rosa macht sich so langsam aber sicher ihre Gedanken. Ich möchte an dieser Stelle nicht zu viel verraten, aber mit dem „Geheimnis“ von Basti hätte Rosa sicherlich im Traum nicht gerechnet. Während sie noch versucht, sich ihrer Gefühle für ihn klar zu werden und über eine weitere Zukunft nachzudenken, tritt Leopold Weidenhain – ein bekannter Produzent im Bereich Theater – in ihr Leben. Er wählt ausgerechnet SIE, die kleine, junge Schneiderin aus, die Kostüme für das neuste Musical am Berliner Theater zu entwerfen. Eine wahnsinnig tolle Gelegenheit, die sich natürlich auch finanziell rentiert. Als die Gefühle zwischen Rosa und Leo plötzlich hochkochen, ist die junge Frau völlig verwirrt…sie liebt doch eigentlich Basti, oder etwa nicht?

Außerdem beschäftigt Rosa zurzeit noch etwas anderes in ihrem Leben: In der riesigen Wohnung ihrer besten Freundin Vicky, bei der sie wohnt, befindet sich eine alte Bibliothek. Durch Zufall entdeckt Rosa hier ein altes Tagebuch einer längst verstorbenen Verwandten von Vicky, dass ihre Aufmerksamkeit erregt. Rosa findet es unheimlich spannend, Augustas Aufzeichnungen zu lesen und herauszufinden, was aus ihr geworden ist. Dabei stößt sie auf einige interessante Entdeckungen…

Ehrlich gesagt, hat mich vor allem die Geschichte rund um das Beziehungswirrwarr interessiert. Die Geschichte rund um Augustas Tagebuch fand ich eher weniger spannend, obwohl dies ein Hauptaufhänger des Buches sein sollte. Zum Glück war die Geschichte durchweg flüssig und abwechslungsreich geschrieben, so dass ich die für mich weniger interessanten Kapitel schnell durchlesen konnte.

Was mir an „Herbsttagebuch“ nicht so gut gefallen hat, ist die Tatsache, dass Rosa Redlich vom vorherigen Roman zu diesem nicht „gereift“ ist und immer noch recht naiv ist. Die Zeitspannen zwischen beiden Geschichten liegen zwar nur wenige Monate auseinander, aber oft ist es ja so, dass sich die Hauptfigur zumindest ein wenig weiter entwickelt und aus Fehlern lernt. Ehrlich gesagt hat es mich fast ein wenig irritiert, wie selbstverständlich Rosa das Thema „Basti“ ausblenden und Leo ihr Herz öffnen konnte. Zwar hatte sie zwischenzeitlich immer mal ein schlechtes Gewissen, aber so wie sich die Geschichte liest, würde man im „richtigen Leben“ nichts Gutes über die junge Schneiderin sagen. Ich werde Rosa ihren „Fehltritt“ aber einfach mal verzeihen, denn eigentlich ist sie ein sehr sympathischer und liebenswerter Hauptcharakter.

Alles in allem hat mir jedoch der Schreibstil von Kerstin Hohlfeld wieder einmal sehr gut gefallen. Bis auf die kleinen negativeren Aspekte, würde ich das Buch „Herbsttagebuch“ dennoch als recht gut bewerten. Es las sich sehr flüssig und war durchweg unterhaltsam, auch wenn mich das Thema „altes Tagebuch“ nicht ganz begeistern und in den Bann ziehen konnte. Die Autorin hat mittlerweile den dritten Teil um Rosa Redlich veröffentlicht. Dieser trägt den Titel „Winterwünsche“ und wird in Kürze ebenfalls voller Erwartungen gelesen werden.