Rezension

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Die Listensammlerin - Lena Gorelik

Die Listensammlerin
von Lena Gorelik

Bewertet mit 5 Sternen

Über die Autorin:

Lena Gorelik, 1981 in St. Petersburg geboren, kam 1992 mit ihrer Familie nach Deutschland. Mit ihrem Debütroman "Meine weißen Nächte" wurde die damals 23-jährige Autorin als Entdeckung gefeiert, ihr zweiter Roman "Hochzeit in Jerusalem" war 2007 für den Deutschen Buchpreis nominiert.

 

Klappentext:

"Oft weiß Sofia nicht aus noch ein: An das Dasein als Mutter hat sie sich noch nicht gewöhnt, ihre kleine Tochter wird bald am Herzen operiert, Sofias eigene Mutter ist mehr Last als Hilfe, und die alte Großmutter dämmert dement vor sich hin. Nur ihre Leidenschaft, Listen anzulegen – Listen der peinlichen Kosenamen, der witzigen Neurosen, netten Ärzte etc. –, bringt ein wenig Ordnung in Sofias Leben. Da macht sie in der großmütterlichen Wohnung eine Entdeckung: eine andere Listensammlung, in vergilbte Hefte notiert, in kyrillischer Schrift – die Familie hat in den Siebzigern die Sowjetunion verlassen. Über diesen Fund stößt Sofia auf einen geheimnisvollen Onkel, über den nie jemand sprach: Onkel Grischa, ein Querkopf und schräger Vogel, der sich im Untergrund betätigt hat, der alle in Gefahr brachte und den trotzdem alle liebten. Anhand der Listen spürt Sofia Grischas dunkler Geschichte nach und entdeckt, was die Vergangenheit für das Jetzt und für sie bedeuten kann... 'Die Listensammlerin' erzählt mitreißend und mit wunderbar originellen Figuren die Geschichten von Grischa und Sofia. Ein oft komischer, warmer und lebensnaher Familienroman, der gar nicht so einfache Fragen stellt: was Familie, Nähe und Fremdsein bedeuten – und wer man selber ist. "

 

Mein Fazit:

"Die Listensammlerin" ist ein wunderbarer Roman. Die Widrigkeiten des (post)modernen Lebens werden durchaus humorvoll beschrieben, obschon manchmal eine gewisse Melancholie in die Erzählung Einzug hält. Sprachlich und stilistisch raffiniert komponiert, thematisch tiefgründig ist Goreliks Roman, ohne dabei je melodramatisch oder gar kitschig zu wirken.

Ein Balanceakt zwischen den Kulturen, eine Sinnsuche.  Dabei der Versuch, ein wenig Ordnung in das Chaos, das sich da "Leben" nennt, zu bringen - dies ist das Bestreben der Protagonistin Sofia.

Als wäre das nicht genug, enthüllt sie ungewollt ein Familengeheimnis...

Dieser Roman ist nicht zuletzt eine großartige Familiengeschichte, die ich allen Lesern, die Unterhaltungliteratur  mit Anspruch bevorzugen, nur wärmstens empfehlen kann.