Rezension

Literarisches Kabinettstückchen

Der elfte Gast - Arne Dahl

Der elfte Gast
von Arne Dahl

Arne Dahl hat mit den Romanen um die zehnköpfige A-Gruppe eine der erfolgreichsten skandinavischen Krimi-Reihen geschrieben. Von Anfang an war klar und wurde auch von dem Autor entsprechend kommuniziert, dass – ganz in der Tradition seiner Vorbilder Sjöwall/Wahlöö – nach zehn Bänden Schluss sein wird. Umso verwunderter ist man als Leser dann, wenn ein zusätzlicher Band mit dem Titel „Der elfte Gast“ erscheint, dessen Klappentext eindeutig Bezug zur A-Gruppe herstellt.

Wer nun einen Kriminalroman im bekannten Stil des Autors erwartet, wird enttäuscht sein, ist „Der elfte Gast“ doch eher der Kategorie „literarische Kabinettstückchen“ zuzurechnen. Aber worum geht es?

Die ehemaligen Mitglieder der schwedischen Sondereinheit erhalten einen mysteriösen Brief, der sie zu einem Treffen einlädt. Der Absender ist zwar nicht bekannt, aber alle folgen dem Ruf in die einsam gelegene Villa auf dem Land. Sie freuen sich auf ein Treffen mit den Kollegen, die sie lange nicht gesehen haben, sind doch nicht alle nach der Auflösung ihrer Einheit in Schweden bzw. bei der Polizei geblieben.

Obwohl weit und breit kein Gastgeber in Sicht ist, fehlt es an nichts: die Zimmer sind gerichtet, die Betten frisch bezogen und der Tisch ist gedeckt. Und jeder Gast findet auf seinem Zimmer die Strophe eines Gedichts, die offenbar genau für ihn ausgesucht wurde. Passend dazu erzählen die Teilnehmer des Treffens reihum eine Geschichte, bis schließlich der elfte Gast auftaucht und Licht ins Dunkel bringt…

Anfangs war ich durchaus skeptisch und habe mich nach Sinn und Zweck dieser literarischen Fingerübungen gefragt, da von dem bekannten Stil der Dahlschen Krimis nur wenig zu spüren war. Aber mit zunehmender Lesedauer hat dann doch die Faszination die Skepsis überwogen, weil man in jeder Zeile die Liebe des Autors zu seinen Figuren spürt. Indem er jedem Protagonisten noch einmal die Möglichkeit gibt, sich in seiner Individualität zu präsentieren, lenkt er den Fokus des Lesers weg von der Geschichte und hin zur Person. Und beweist einmal mehr, dass auch in Kriminalromanen literarische Qualität zu finden ist!