Rezension

London zur Zeit von Jack the Ripper

Vor dem Abgrund
von Tom Finnek

Bewertet mit 5 Sternen

Nach dem Tod der Mutter macht sich die 16jährige Celia Brooks auf den Weg nach London, um ihren Vater zu finden, obwohl ihre Mutter sie immer vor dem Vater gewarnt hat. In London begegnet sie dem Hotelierssohn Rupert Ingram, den sein privilegiertes Leben langweilt und der sein Abenteuer nachts in den dunklen Straßen von London sucht. Immer wieder laufen sich die beiden über den Weg.

Die Geschichte erzählt sehr bildhaft über das schwierige Leben der armen Leute und man fühlt sich in das London im Jahre 1988 versetzt, wo es dreckig ist und stinkt und raucht. London zeigt sich dort von seiner schlimmsten Seite. Die Schere zwischen Arm und Reich klafft sehr auseinander, viele Menschen suchen Arbeit, um ihr Auskommen zu sichern. Aber da das so hoffnungslos schwierig ist, wird geraubt, gemordet und prostituiert. Das Elend ist oft nur im Alkoholrausch zu ertragen. Die Heilsarmee versucht in diesem Elend zu helfen, was ihr nicht nur Anerkennung bringt. Es ist auch die Zeit, in der der Serienmörders Jack the Ripper sein Unwesen treibt.

Die Personen sind glaubhaft und detailliert beschrieben, so dass man ihre Handlungsweisen sehr gut nachvollziehen kann. Viele Menschen sind ohne Hoffnung, sie wollen nur eins: überleben. Um das zu erreichen, können sie sich keine Skrupel leisten. Celia ist jung und unerfahren. Doch zielstrebig verfolgt sie ihren Plan, den Vater zu finden. Sie gewinnt Freunde, die sie unterstützen. Dabei erfährt sie auch Neues über ihre Mutter. Rupert soll im Geschäftsinteresse verheiratet werden, seine Gefühle tun dabei nichts zur Sache. Er versucht dem Zwang der Gesellschaft zu entfliehen, indem er im East End ein ganz anderes Leben führt. Aber mit der Zeit, erkennt er, was wirklich wichtig ist im Leben. Diese beiden jungen Menschen versuchen ihren Weg zu gehen und ihr Schicksal selber in die Hand zu nehmen.

Immer wieder wird der Leser überrascht, denn es gibt unverhoffte Wendungen und Charaktere, die anders sind als man zunächst vermutet hat. Historische Ereignisse werden gekonnt mir fiktiven Handlungen verwoben. Der Spannungsbogen steigert sich bis zum Schluss und der Epilog rundet das Geschehen ab.

Ein wunderbarer historischer Roman, der uns London von der finstersten Seite zeigt. Sehr empfehlenswert!