Rezension

Loredana und der Papst

Der Papst und das Mädchen - Robert Schneider

Der Papst und das Mädchen
von Robert Schneider

Bewertet mit 5 Sternen

Wie wichtig ist die Vaterrolle in der Familie? Ich finde dieses Buch klein, leise und doch intensiv. Es hat mich persönlich sehr berührt.

Loredana vermisst ihren Vater, nun muss sie mit dem neuen Freund ihrer Mutter, Kai, sich anfreunden. Dies passt ihr natürlich gar nicht! Zusammen mit ihrer Klasse ist ein Besuch in der Vatikanstadt geplant, doch Loredana und ein paar Mitschüler spielen lieber Verstecken in den Räumen als der Gruppe zu folgen….dann verläuft sich Loredana und steht plötzlich in den privaten Räumen des Papstes Silvester IV…

Im Jahr 2001 wurde die Novelle dieses Buches von Robert Schneider veröffentlicht. Nun wird sie, durch diese Neuauflage, neu verfasst.

Wie viel Tiefgang kann man in einem Buch erwarten welches „nur“ 110 Seiten umfasst? Nun, das muss jeder für sich selbst herausfinden, ich persönlich von diesem kleinen Buch sehr angetan.

Wir lernen die junge Loredana kennen, die ihren Vater schrecklich vermisst. Und nun mit dem neuen Freund ihrer Mutter, Kai, sich anfreunden soll. Doch Loredana hofft weiter dass ihr Vater wieder zur Familie zurückkommt und alles gut wird. Ich konnte Loredana sehr gut verstehen und fand sie in ihrer Überzeugung, im kindlichen Denken, sehr realistisch und nahe am Leser.

Es gibt die Klassenkameraden „Hasenrosa“ und Grillo, beide spielen hier, neben Loredana, eine interessante Nebenrolle. Während Loredana mit ihrer Familie doch ein gut gesichertes Leben führt und behütet aufwächst, sieht es bei „Hasenrosa“ und Grillo ganz anders aus. Die zwei finden ihr Leben womöglich so spannender und interessanter, aufregender, doch als Aussenstehender und Leser sieht man diese Entwicklung ganz anders, mit einem eher unguten Gefühl.

Der Papst Silvester IV. lebt eher zurückgezogen, er tritt nicht so selbstsicher auf und spricht auch nicht in aller Welt von seiner Kirche. Er gibt schon bei seiner Krönung zum Papst ein sehr genaues Bild der aktuellen Situation ab, was natürlich auf fassungslose Zuhörer trifft. Aber genau das macht ihn so sympathisch und besonders, denn er gibt ein sehr reales Bild der Kirche ab. Papst Silvester ist bescheiden, möchte keine großen Reisen unternehmen, leidet unter den Verlusten und trotzdem kann er es den Gläubigen nicht Recht machen.

Loredana trifft auf den Papst. Ihr Gespräch handelt von einigen Dingen, aber am ehesten setzt sich ein Bild durch – wie sehr beide die Vaterfigur vermissen. Und da trifft mich dieses Buch genau ins Herz denn ich kann dieses Gefühl sehr gut nachvollziehen. Durch die Erzählungen von Papst Silvester IV. erhält man den Einblick in seine Familie und was sie zerbrechen ließ. Wie sehr diese Vaterfigur geschätzt wurde und wie schwer Veränderungen damit fielen und fallen.

Ich finde dieses Buch persönlich sehr wertvoll weil es aufzeigt wie wichtig und schätzenswert es ist auch einen Vater zu haben der der Familie beiwohnt, sie unterstützt, dass er ebenso eine tragende und stützende Rolle in der Familienkonstellation spielt wie eine Mutter oder die Großeltern.

Vieles wird angedeutet, wenig offenbart, aber wenn man mit offenen Augen dieses Buch liest, dann kann man sich vieles zusammenreimen und bemerkt was vorgefallen sein könnte. Der Autor selbst gibt dazu keinen Kommentar ab. Das Ende hat mich hier und da berührt, aber auch etwas fraglich zurückgelassen. Trotzdem hat mir das Buch in seiner stillen Weise und dem schönen und ruhigen Schreibstil äusserst zugesagt und ich kann es nur weiterempfehlen!