Rezension

Machtspiele um Öl und Gas

Die Peer Gynt Papers - Rainer Doh

Die Peer Gynt Papers
von Rainer Doh

Bewertet mit 5 Sternen

„...Trotz aller Technik […] ist die Geologie immer auch ein wenig Lotterie geblieben, denn die beste Technik hilft nichts, wenn man nicht auch ein wenig Glück hat. Doch man kann nun mal nicht immer Glück haben...“

 

Mit diesen Worten tritt Chefingenieur Ingebretsen vor die Besatzung des Forschungsschiffs Ramform Titan, das Erdgas und Erdöl in der Barentssee erkunden sollte. Wenige Minute aber klingt es ganz anders. Mit dem Peer – Gynt - Feld hat man das größte Erdgasvorkommen der Welt entdeckt.

Mittlerweile sind fünf Jahre vergangen. Die Ausbeutung des Gasfeldes scheint in wenigen Monaten möglich. Da tauchen brisante Papiere auf. Der Rechtsanwalt Ole Ludvigsen ist mit ihnen in die Schweiz gereist. Dort findet man seine Leiche in einem Bordell.

Kriminalkommissar Arne Jacobson soll die Schweizer Kollegen bei den Ermittlungen unterstützen. Gleichzeitig soll er heimlich die Papiere an sich bringen. Dazu wird er im besten Hotel in Zürich einquartiert und erhält für seine Ausgaben eine Kreditkarte.

Der Autor hat einen spannenden und verzwickten Krimi geschrieben. Schon die Wahl von Arne, der eigentlich in Tromso im hohen Norden lebt und arbeitet, wirft Fragen auf. Die werden ihm zwar schlüssig beantwortet, doch nach und nach durchschaut Arne das Spiel der Mächtigen.

Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Ich mag Arnes ironische Ader, die sich in seinen Gedanken zeigt.

 

„...Erstaunlich, welche Leute mit diesen verdammt wichtigen Angelegenheiten befasst waren. Offenbar war es egal, solange auf einen solchen Kasper der Glanz der Macht fiel. Oder auf Figuren wie Knudsen und seinen Fahrer; der Charakter wächst mit dem Amt und wenn nicht, macht es auch nichts...“

 

Nicht nur das norwegische Energieministerium, auch verschiedene Geheimdienste haben ihre Finger im Spiel. Plötzlich ist nicht nur Arnes Leben in Gefahr. Jeder, der von den Papieren weiß, steht auf der Abschussliste. Auch bei den Offiziellen ist überhaupt nicht klar, wer auf welcher Seite steht.

Gut eingefügt werden fachliche Aspekte der Geschichte. Das betrifft zum einen die Schwierigkeiten einer Förderung in der Barentssee, zum anderen den Einfluss eines solchen Feldes auf den Welthandel. Auch die geologischen Bedingungen für das Vorliegen von Erdgas in Abhängigkeit davon, wie porös das Gestein ist, wird allgemeinverständlich erklärt.

Die Ermittlungen werfen eine Menge Fragen auf. Eine entscheidende dabei ist: Was wollte Ole in einem Bordell? In Norwegen ist das verboten, und der Besuch des Etablissements im Ausland hätte seine angestrebte politische Karriere abrupt beendet.

Es braucht bis zum Schluss, dass es auf alle Fragen eine Antwort gibt. Außerdem wartet noch eine handfeste Überraschung. Gekonnt werden politische Kungelei, geschäftliche Geheimabsprachen und Bestechlichkeit in die Handlung einbezogen.

Spannend fand ich auch die Gespräche der Beteiligten über die Fähigkeiten von Arne. Die Meinungen gingen weit auseinander. Das erhoffte willfährige Werkzeug war er jedenfalls nicht. Er zog konsequent seinen Stil durch und verbiss sich in den Fall.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.