Rezension

Mädchen können alles, wenn sie wirklich wollen

Abgetaucht - David Baldacci

Abgetaucht
von David Baldacci

Bewertet mit 5 Sternen

Nach „Ausgezählt“ ist dies der zweite Thriller um die taffe FBI-Agent Atlee Pine. Die sucht immer noch nach ihrer Zwillingsschwester Mercy, die, als sie beide gerade mal sechs Jahre alt sind, von einem Mann nachts aus ihrem gemeinsamen Kinderzimmer entführt wurde. Mercy taucht nie wieder auf. Knapp dreißig Jahre später ist Atlee zur einzelgängerischen FBI-Agentin geworden, die seit 12 Jahren beim FBI in Shattered Rock in Arizona, einer kleinen Stadt unweit des Grand Canyons, eigenwillig ihren Dienst versieht. Um ein Disziplinarverfahren zu umgehen, gewährt ihr Chef Special Agent Clint Dobbs ihr Urlaub auf unbestimmte Zeit um mit Ihrem Trauma um das Verschwinden ihrer Schwester endgültig abschließen zu können. Zusammen mit ihrer Sekretärin und Assistentin Carol Blum macht sie sich auf in ihr Heimatstädtchen Andersonville im Sumter County, Georgia, wo das Drama damals stattgefunden hat. Kaum dort angekommen wird eine grausam ermordete Frau zurecht gemacht als Braut gefunden. Als wenig später eine männliche Leiche in Smoking und Zylinder auftaucht, geht Ermittler Max Wallis vom GBI in Andersonville von einem Serientäter aus und bittet Atlee um Hilfe. Immer tiefer wird sie in den Fall hineingezogen und ihr kommt bald ein schrecklicher Verdacht...
 

Ich kenne den ersten Fall um Atlee Pine noch nicht. Obwohl ich beim Lesen nicht den Eindruck hatte bisher etwas verpasst zu haben, werde ich, um die Hauptdarsteller noch besser kennenzulernen, auch Teil 1 garantiert bald lesen.

David Baldacci hat einen so einnehmenden, mitreißenden Schreibstil, setzt die Cliffhanger so gekonnt, dass es mir sehr schwer gefallen ist, das Buch auch mal aus der Hand zu legen. Er vermittelt mir die jeweiligen Stimmungen so treffend, dass ich meine mittendrin zu stecken in den Ermittlungen, die langwierig und nervenaufreibend sind. Durch Atlees Gedanken, die hier kursiv dargestellt sind, bin ich noch näher an ihr dran und kann sie noch besser verstehen.

Eine äußerst sympathische und angenehme Person neben Atlee ist ihre Assistentin Carol Blum. Sie bringt durch ihre sanfte, leicht mütterliche Art immer wieder Ruhe in Lee´s Gefühlswelt, kann aber auch sehr energisch sein. Sie habe ich sofort ins Herz geschlossen. Überhaupt finde ich die hier agierenden Personen sehr deutlich und vorstellbar mit ihren sehr unterschiedlichen Eigenschaften und Charakteren gezeichnet.

Gerade wenn es um grausige Details geht (z.B. zum Zustand der Leiche), werden diese nüchtern und unaufgeregt erzählt, ohne nervige Übertreibungen. Dies kommt meinem Lesegeschmack sehr zugute.

Ich habe mich immer wieder auf sehr gut gelegte falsche Fährten eingelassen und bin auf überraschenden Wendungen reingefallen. Es gab bisher selten einen Krimi bzw. Thriller, bei dem ich nicht von selbst auf die Auflösung gekommen bin. Nur den Schlussakkord hatte ich vorher geahnt.

Die Spannung baut sich in der Geschichte ganz langsam auf, steigt bei jedem gefundenen Toten um eine Nuance an, um dann sehr hoch oben zum Showdown zu führen. Auch, dass es immer zwischen Atlees privatem Fall und dem Kriminalfall in Andersonville hin und her springt, trägt zum Spannungsaufbau bei. Für mich zum runterkommen immer ganz wichtig: auf den letzten Seiten geht es dann wieder ganz ruhig zu.

 

Ein sehr interessanter Fall, garniert mit ganz normalen menschlichen und zwischenmenschlichen Problemen, der mich ab der ersten Seite begeistert hat. Auch wenn es etwas gedauert hat bis die Spannung aufgebaut war, hat er mich doch sofort gefangen und bis zum Schluss nicht mehr losgelassen.

Dieser Baldacci hat bei mir die volle Punktzahl erreicht: 5 von 5 Sternen.