Rezension

Magie und Vorurteile

Die Magier Seiner Majestät - Zen Cho

Die Magier Seiner Majestät
von Zen Cho

Ein alternatives England zu Zeiten von Jane Austen: Zacharias Wythe wurde als kleiner Junge von Stephen gekauft und mit nach England gebracht, wo er als sein Adoptivsohn aufwuchs und in der Magie ausgebildet wurde. Nach Stephens Tod übernimmt er als sein Nachfolger das Amt des Magiers seiner Majestät, doch damit sind die wenigsten der anderen Mitglieder der magischen Sozietät einverstanden. Ein Schwarzer kann unmöglich oberster Magier sein und überhaupt, hat er nicht womöglich beim Tod seines Adoptivvaters und Vorgängers seine Finger im Spiel gehabt?

Die zweite Hauptfigur ist Prunella, teilweise indischer Abstammung und damit ebenfalls mit einer zu dunklen Hautfarbe für die englische Gesellschaft gezeichnet. Sie wuchs als Mündel der Leiterin in einem Internat für magisch begabte adelige Mädchen auf. Diese lernen dort übrigens nur ihr magisches Talent zu unterdrücken, wird die Beschäftigung damit doch als äußerst unpassend für Damen angesehen. Als Prunella nach einem Streit mit einem der Mädchen zur reinen Dienstbotin deklariert werden soll, beschließt sie ihr Glück lieber in London zu suchen. Ihr Glück, das ist in ihren Augen ein reicher Ehemann.

Zacharias erkennt ihr magisches Talent und würde sie, statt ihr nur bei der Suche nach einer lohnen Heirat zu helfen, viel lieber fördern. Allerdings muss er sich in erster Linie darum kümmern, seine eigene Stellung zu festigen.

Was die Geheimnisse um Stephens Tod angeht, wird der Leser lange mit Andeutungen abgespeist, hier hätte ich eine frühere Aufklärung besser gefunden. Auch was den Aufbau der Welt angeht, fehlten mir Informationen. Wenn diplomatische Verwicklungen einen Gutteil der Konflikte begründen, hätte ich die verschiedenen Länder und Parteien gerne auf einer Karte platziert gehabt. Generell geht mir Cho zu wenig in die Tiefe, sondern deutet nur an, dabei hätte es genügend Gelegenheiten gegeben, die Figuren stärker auszubauen. Allerdings sind die Figuren durchaus rundherum sympathisch und in ihren Intentionen nachvollziehbar und gerade was die Nebenfiguren angeht, hat die Autorin ein paar nette Ideen gehabt. (Tante Georgina war klasse und auch Rollo gefiel mir sehr gut, als er sein wahres Ich offenbart hatte.)

Was mir nicht so gut gefiel, war der Stil. Der Versuch, die Dialoge sprachlich passend zur Zeit klingen zu lassen, ist meiner Meinung nach nicht gelungen, die Ausdrucksweise wirkte auf mich unnatürlich und gekünstelt. Da Rezensionen zum Original die Sprache eher als gelungen empfinden, ist da möglicherweise beim Übersetzen nicht ganz der (für mich) passende Ton getroffen worden.

Mein Gesamteindruck ist trotz meiner Mäkeleien positiv. Die Grundidee gefiel mir sehr gut, es haperte nur ein wenig bei der Ausführung. Da es der erste Roman der Autorin ist, gibt es da sicherlich noch Steigerungsmöglichkeiten bei zukünftigen Büchern. Ich werde die Autorin zumindest im Auge behalten.

Übrigens: Eine Fortsetzung dieser Geschichte ist zwar nicht zwingend erforderlich, das Ende ist rund, wäre aber durchaus machbar und interessant zu lesen.