Rezension

Man muss sich auf viel Traurigkeit gefasst machen

Girl a -

Girl a
von Abigail Dean

Bewertet mit 4 Sternen

»Mein Name ist Alexandra Gracie, ich bin 15 Jahre alt. Bitte rufen Sie die Polizei.« Unzählige Male hat sich Lex Gracie vor ihrer Flucht aus dem Elternhaus diesen Satz vorgesprochen, angekettet an ihr Bett, vor Dreck starrend, bis auf die Knochen abgemagert. Mit ihrer Kindheit im Horrorhaus, wie die Presse das Elternhaus der sieben Geschwister bald nach Lex‘ Flucht taufen sollte, muss sich die mittlerweile erwachsene Anwältin konfrontieren, als ihre Mutter im Gefängnis stirbt und ihr das Elternhaus vermacht. Alles, was sie jahrelang verdrängt hat, bricht sich nun Bahn: der Hunger, die Angst – und ihre Identität als Girl A, das Mädchen, das entkam.

Meine Meinung: 

"Girl A" habe ich mir aufgrund des Hypes besorgt. Ich habs überall gesehen und die Inhaltsangabe hat mich sehr angesprochen. Ich wusste aber gar nicht, warum die Leute das Buch lesen und ob es gut oder schlecht ankommt - daher war ich sehr neutral als ich die Geschichte begann. 

Ich hatte zwar mit viel Dramatik und schlimmen Szenen gerechnet, aber irgendwie hatte ich nicht so eine extreme Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit und Negativität erwartet. Natürlich kann ich mich in keiner Form in jemanden hineinversetzen, der so etwas unbeschreibliches mitgemacht hat, aber ich finde es dennoch krass, wie gut man dieses Gefühl an den Leser weitergeben kann. Das spricht für eine gute Autorin. 

Aber gleichzeitig ist das irgendwie auch ein Kritikpunkt. Ich glaube, weil ich das einfach nicht erwartet hatte und in Gänze eher ein positiver Mensch bin, der zumindest versucht, auch an schwierige Situationen mit einem guten Gefühl ranzugehen. So eine positive Grundeinstellung geht einem in dieser Geschichte etwas verloren. Ich bin daher in einem Zwiespalt, ob ich das eher als positiven oder negativen Aspekt der Geschichte wahrnehme. 

Fakt ist aber, dass die Autorin einen sehr mit in die Geschichte nimmt und sehr fesselt. Ich habe dieses Buch wirklich in einem Rutsch gelesen und konnte es einfach nicht weglegen. Unschön fand ich die vielen langen Sätze, die sehr verschachtelt waren und häufig eher Verwirrung auslösten. Ich glaube, dass mir durch diese Art des Satzbaus manchmal wichtige Zwischeninfos nicht ganz klar geworden sind oder falsch bei mir ankamen. 

Psychologisch ist diese Geschichte meiner Meinung nach sehr stark erzählt, aber ich finde, man muss wissen, dass man sich auf sowas einlässt. 

 

Fazit:

Eine sehr deprimierende Geschichte, die einem wirklich näher geht als man vielleicht zu Beginn denkt. Psychologisch sehr stark und tiefgängig, aber auch irgendwie schwer zu lesen. 4 Sterne!