Rezension

Mann am Ruder gesucht

Ein Mann fürs Haus - Nina Stibbe

Ein Mann fürs Haus
von Nina Stibbe

Bewertet mit 5 Sternen

In den 70er Jahren ist Lizzie neun, als sich ihre Eltern scheiden lassen und sie mit Mutter und zwei Geschwistern in ein vom Vater für sie gekauftes Haus zieht, gelegen in einem kleinen englischen Dorf. Die Dorfbewohner ächten die vaterlose Familie. Deshalb beschließen Lizzie und ihre Schwester, einen neuen Mann für ihre Mutter zu finden. Sie fertigen eine Liste mit potentiellen Kandidaten und schreiben diesen dann im Namen ihrer Mutter Briefe, in denen die Männer zum Tee eingeladen werden. Ob das funktioniert?

Der Roman ist einerseits sehr lustig, schon weil die Männersuche durchweg viele komische Situationen verursacht. Andererseits berührt er auch sehr, indem die ablehnende Einstellung der Gesellschaft zu geschiedenen Müttern und Scheidungswaisen vor 40 Jahren nachgezeichnet wird, die sich seither zum Glück zum Positiven gewandelt hat. Ein der Autorin wirklich gelungener Kniff ist es, die Geschichte Jahre später aus der Perspektive der erwachsenen Lizzie erzählen zu lassen, ihr dabei aber Stimme und Sicht einer Neunjährigen zu verleihen. So vermischt sich gekonnt, was ein Kind schon, aber auch nur sieht mit dem darüber hinausgehenden Wissens- und Kenntnisstand eines Erwachsenen. Ein weiterer interessanter Aspekt ist, wie oft von „unserer Mutter“ die Rede ist. So scheint es, die Mutter sei selbst ein Kind, was sie in gewissem Sinne mit ihrer praktischen Lebensuntauglichkeit ja auch ist, während ihre Kinder das Zepter in der Restfamilie übernehmen.

Mir hat das Buch durchweg gefallen.