Rezension

Mann aus der Zukunft

Keltenring - Micha Krämer

Keltenring
von Micha Krämer

Bewertet mit 5 Sternen

»Hilf mir, Mann aus der Zukunft. Hilf mir!«

Dezember 1944. Die junge Anna ist verzweifelt. Für sie als Jüdin ist die Situation im Nazideutschland schier ausweglos, täglich begegnen ihr nur Hass und Tod. Der Mann aus der Zukunft jedoch ist so ganz anders als all die Soldaten und Aufseher um sie herum. Vielleicht kann er auch ihr wieder eine Zukunft verschaffen.

Thomas Berger ist nicht freiwillig durch die Zeit gereist. Bei einem Experiment an einer alten keltischen Kultstätte im Jahr 2007 geriet er in einen Energiestrahl, der ihn ins Jahr 1944 zurückbeförderte. Anfangs beherrscht ihn nur ein Gedanke: Er will schleunigst wieder in seine Zeit zurück. Auf die Gelegenheit, Himmler persönlich kennenzulernen, hätte er gern verzichtet und all die Grausamkeiten „live“ zu sehen, die er aus Büchern und Dokumentationen kannte, erschüttert ihn zutiefst…

 

»Meine Zeit ist nicht perfekt. Aber im Gegensatz zu dem Unrecht hier ist sie wundervoll. Deshalb muss ich hier wieder fort. Ich gehöre nicht hierher.«

 

Sein Weg zurück stellt sein Gewissen vor arge Probleme. Denn auch die Nazis experimentieren mit Zeitreisen, aber um zu dem Portal zu gelangen, müsste er mit ihnen gemeinsame Sache machen. Schon eine Tarnung als SS-Mitglied verlangt ihm einiges ab, beginnt ihn zu verändern. Zudem fragt er sich, wie sich seine Aktivitäten auf den Lauf der Zeit auswirken werden. Ändert er womöglich die Zukunft? Und was wird aus Anna? Dieser jungen Frau, deren Augen ihm so merkwürdig bekannt vorkommen…

 

»Für den Ausdruck Judenschlampe hätte er dem Glatzkopf am liebsten die Zähne ausgeschlagen. Merkwürdig, seit er mit den Männern der SS konfrontiert wurde, war seine Gewaltbereitschaft gestiegen. Immer öfter kam ihm der Gedanke, sich einen dieser Widerlinge zu schnappen und einfach nur zuzuschlagen. Am schlimmsten war es bei Maurer. Der Hass auf den Obersturmbannführer wuchs jedes Mal, wenn er ihn sah. Dass dieses Verhalten primitiv und in höchstem Maße inakzeptabel war, wusste er. Trotzdem dachte er immer öfter darüber nach und es fiel ihm immer schwerer, die Beherrschung zu wahren.«

 

Wer sich meine Bibliothek anschaut, der erkennt sehr schnell, dass Bücher mit einem deutlich unrealistischen Inhalt in der Minderheit sind. Aber diesem Buch wollte ich eine Chance geben, da ich das Gedankenspiel, aus der heutigen Zeit heraus mitten ins Nazideutschland katapultiert zu werden, enorm spannend fand. Was soll ich sagen? Ich verschlang das Buch in einem Rutsch!

 

Der Leser bekommt hier eine tolle Mischung aus Mythologie und Zeitreise, aus Spannung und Anspruch, aus Zeitgeschichte und Lovestory. Die Handlung ist mitreißend und wird keine Minute langweilig. Geschichtliche Fakten, wie beispielsweise das am 9. Februar 1945 versenkte U-Boot U-864, sind geschickt in die Handlung eingebaut, ein bedeutender archäologischer Fund wie die Himmelsscheibe von Nebra, den man heutzutage im Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle bewundern kann, spielt auch in diesem Buch eine wichtige Rolle. Und selbst die Geschichte rund um die Zeitreise endet schlüssig – soweit man das von einer Zeitreise überhaupt sagen kann ;-)

 

Fazit: Hier ist für jeden Geschmack etwas dabei. Lesen!