Rezension

Marvelous

Der Salon -

Der Salon
von Julia Fischer

1956
Leni Landmann liebt ihren Beruf als Frisörin. Tagtäglich steht sie im ländlichen Salon ihrer Mutter, wäscht, schneidet, föhnt und stylt Haare. 
Doch insgeheim träumt sie davon in den großen, vornehmen Salons der Münchener High Society zu arbeiten um so das Neueste zu lernen, weiter zu wachsen und irgendwann ihren eigenen hippen Laden eröffnen zu können.
Auch ihr Bruder Hans hadert mit seinem Leben. 
Dem Wunsch seines Vaters folgend, steht er kurz vor dem Abschluss seines Medizinstudiums, doch eigentlich will er etwas ganz anderes – Musik machen.
Er befindet sich in einer Zwickmühle zwischen der Erfüllung der Erwartungen seiner Eltern und der Ausübung seiner wahren Leidenschaft.

„Der Salon – Wunder einer neuen Zeit“ von Julia Fischer ist ein wirklich wunderbarer, nostalgischer und lebensfroher Roman.

Ich habe selten ein Buch gelesen, welches so gut recherchiert und authentisch ist.
Die Geschichte enthält super viele Details und historische Fakten. 
Jede Szene, jede Unterhaltung, jedes Erlebnis ist völlig echt und zeitgemäß und hätte genau so stattfinden können.

Die Art zu Schreiben von Julia Fischer ist total einladend, packend und lässt einen anschließend nicht mehr los. 
Sie schafft es mit ihren detailreichen, farbenfrohen und lebendigen Schreibstil die Charaktere, die Handlung und die Orte nahbar und greifbar zu machen. 
Ich war sofort in München angekommen und wollte nicht mehr fort.

Die Charaktere sind extrem vielseitig und spannend. 
Ich mochte Leni, Hans, Charlotte, Schorsch etc. auf Anhieb.
Besonders gut gefällt mir die wechselnde Erzählperspektive, sodass man Einblicke in die Gefühls – und Gedankenwelt aller bekommt. 
Man ist so den Personen extrem nah und verbunden. Außerdem wird dadurch zusätzlich Spannung aufgebaut, da meist an besonders aufregenden Stellen gewechselt wird.
Ich habe die Charaktere – jedes Gefühl, jede Emotion - gefühlt und gelebt. 

Ein weiterer Pluspunkt ist die Modernität und die fortschrittlichen Denkweisen der Charaktere. 
Man spürt den Umbruch der Zeit hinsichtlich der Veränderung der Rollenbilder und der Emanzipation der Frau.

Tatsächlich hatte ich hin und wieder allerdings das Gefühl an Details erschlagen zu werden. 
Es gab für mich stellenweise zu viele Fachbegriffe, Namen und Bezeichnungen.
Die Orte sind super detailreich beschrieben, wenn man selbst – wie ich – allerdings nicht aus München und Umgebung kommt, kann man nicht viel mit den Begriffen anfangen und fühlt sich schnell überfordert, was auch die Vorstellung im Kopf beeinträchtigt.

Außerdem waren für mich die Geschichten mancher Charaktere nicht rund. 
Viele Schicksale wurden in ein Buch gepackt, teils dadurch jedoch lediglich kurz angeschnitten, sodass mir eine tiefere Auseinandersetzung gefehlt hat. 

Die Handlung ist super spannend und abwechslungsreich, wodurch es nie langweilig beim Lesen wird.
Alles kommt Knall und Fall und teils nicht so wie erwartet.

Das Ende ist dramatisch und tränenreich, auch wenn es diesen drastischen Abschluss für mich nicht gebraucht hätte.

Die Geschichte lässt viel Platz für das zweite Buch und steigert die Erwartungen enorm.

FAZIT 
Alles in allen ein absolut toller Roman, der an Authentizität kaum zu überbieten ist. 

Julia Fischer hat eine absolut liebenswerte Geschichte gezaubert mit einer großen Portion Emotionen, Gefühle, Leidenschaft, Schicksalen, Tragik und Hoffnung. 

Mir hat das Buch extrem gut gefallen und ich kann Teil zwei kaum erwarten. ;)