Rezension

Mehr Biografie statt Krimi

Gute Töchter - Joyce Maynard

Gute Töchter
von Joyce Maynard

Bewertet mit 3 Sternen

Wer hier einen Krimi im klassischen Sinne erwartet, wird wahrscheinlich enttäuscht werden.

Die Morde und die Suche nach dem Serienmörder werden eher beiläufig abgehandelt.

Rachel und ihre Schwester Patty wachsen in einer Siedlung an der Morning Glory Court im Schatten des Mount Tamalpais auf.

Der Vater, Detectiv und Ermittler der Mordserie verlässt die Familie schon früh, da er dem weiblichen Geschlecht sehr zu getan ist. Dennoch versucht er seinen Kindern ein liebevoller Vater zu sein, was jedoch nicht immer gelingt.

In jungen Jahren ist der Vater für die Schwestern der Held schlechthin, wie wohl für viele junge Mädchen. Mit der Zeit jedoch werden die beiden älter und auch kritischer.

Die Mutter zieht sich nach der Trennung immer mehr in sich zurück und kümmert sich kaum um die Geschwister.

Was hier als endlose Freiheit und wunderbares Leben, wenn auch manchmal mit einem traurigen Augenblick, dargestellt wird, erscheint mir eher als Desinteresse an den Kindern.

Beide Elternteile sind zu sehr mit sich selber beschäftigt um die wirklichen Bedürfnisse ihrer Kinder zu erkennen.

Gerade Rachel entwickelt eine blühende Fantasie, die teilweise über das normale Maß herausschießt. Sicher schlagen die Hormone gerade in der Pubertät Purzelbäume und jedes Gefühl wird doppelt und dreifach empfunden, doch hier war es mir etwas zu viel.

Aufgrund des familiären Hintergrundes waren die Geschwister besonders eng miteinander.

Trotz unterschiedlicher Charaktere und Entwicklungen hingen sie unendlich aneinander.

Die Morde wurden eher nebenbei erwähnt. Plötzlich lag eine Leiche am Berg. Später noch eine und noch eine. Ok, aber wo waren hier die Emotionen, die mich als Leser mitnehmen?

Ich habe es zur Kenntnis genommen und das war es!

Der Fokus lag auch hier wieder auf dem Vater der Mädchen, der an der Suche nach dem Mörder zerbrach. Die Forderungen den Fall an jemand anderen zu übertragen wurden immer lauter, da er kein Ergebnis vorweisen konnte. Als dann Rachel im Eifer ihrem Vater helfend zur Seite stehen wollte, lief alles vollkommen aus dem Ruder.

Hier fing es endlich an, dem Genre Krimi etwas gerecht zu werden.

Leider hielt dies nicht lange. Auf einmal wurde ich in das Leben der Rachel in der Gegenwart katapultiert.

Ruck zuck wurden die dazwischen liegenden Jahre aufgearbeitet und ihre noch immer währende Suche nach dem Serienmörder kam zu einem schnellen und unspektakulären Ende.

Insgesamt konnte mich der Krimi nicht überzeugen. Es waren mir persönlich zu wenig Krimi-Elemente enthalten, die in mir in irgendeiner Weise Spannung erzeugt hätten.

Da mich die Lebensgeschichte der zwei Schwestern dennoch ab und an gefesselt hat, gebe ich einen Stern mehr. ;-)