Rezension

Meine Seele gehört Jesus Christus

Der Ketzer von Konstanz -

Der Ketzer von Konstanz
von Corinna Wolf

Ein spannender historischer Roman über das Leben von Jan Hus.

Wir befinden uns in Konstanz, im 15. Jahrhundert. Die geistliche Welt ist fest in katholischer Hand, so denkt sie. Doch da gibt es einen gewissen Jan Hus, Theologieprofessor und Geistlicher, der ganz andere Vorstellungen von Vergebung, Gnade, Wahrheit und Gerechtigkeit hat wie der Klerus. Er ist der festen Überzeugung, dass Jesus nicht in einem bestimmten Gebäude zu finden ist und Vergebung nicht erkauft werden kann. Seine Überzeugungen tut er laut kund in Prag an der Hochschule und in der Bethlehemkappelle in Prag, die von mehr und mehr Menschen besucht wird, denn er predigt nicht in Latein, sondern in tschechisch, damit es auch die einfachen Menschen verstehen.

Damit zieht er sich den Unmut der mächtigen Kardinäle, Päpste, Bischöfe und Könige zu, die alle Anstrengungen unternehmen, diesen von ihnen betitelten Ketzer ruhigzustellen, doch Jan gibt nicht auf, kein Bann, keine Exkommunizierung kann ihn davon abhalten für Wahrheit und Gerechtigkeit einzutreten. Sein Glaube und der seiner Mitstreiter wird auf das Allerhöchste geprüft und nicht alle halten der Folter der Inquisition stand. Jan gibt nicht auf und hofft auf dem Konzil von Konstanz seine Thesen darzulegen und in eine offene Diskussion mit den Kirchenvertretern zu gehen um wirklich eine tiefe, von innen kommende Veränderung der Kirche zu begehen. Doch er ist schon mittendrin in den tiefen politischen Machtverstrickungen von Kirche und Staat und jeder der ein Pöstchen oder eine gewisse Stellung hat, versucht diese zu festigen mittlels Intrigen, die dem Leser oft den Atem rauben und Parallelen zu heute erkennen lässt.

Die Autorin Corinna Wolf nimmt uns in dieser Geschichte mit in die letzten beiden Jahre, die Jan Hus in Konstanz im Kerker verbrachte. Sie recherchierte intensiv und verstand es historische Fakten und Personen mit fiktiven Romanfiguren zu verknüpfen und allen Beteiligten einen unverwechselbaren Charakter zu geben. Die dazu passende Übersicht findet der Leser am Anfang des Romans und nachdem ich einiges historische Fakten über Jan Hus gelesen und auch den passenden Film über ihn gesehen habe, fand ich diesen Roman sehr außergewöhnlich, denn er nimmt uns mit in die innere Glaubenswelt von Jan Hus, seine Glaubenskämpfe, seine Zweifel und den tieferen inneren Frieden, den er fand um seinen vor ihm liegenden schweren Weg zu gehen. Dazu bekommen wir von der Autorin einen Blick in die unsichtbare Welt der Engel und Dämonen, die dem einen oder dem anderen zur Seite stehen, je nachdem wie sich derjenige entscheidet, wem sich der- oder diejenige hingibt und wem er wirklich die Ehre gibt. Auch da konnte ich während des Lesens durchaus Parallelen zu heute erkennen. Diese Begegnungen wurden sehr eindrücklich geschildert und haben mich sehr getröstet, ich hätte Jan Hus sofort aus diesem Kerkerloch befreit, doch Gott hatte mehr mit ihm vor und ich glaube, er wird nun auf der Wolke der Zeugen sitzen und schauen, was es an Veränderung wirklich gegeben hat

Auch wenn es eine Szene gab, mit der ich nicht konform ging, der Leser wird es von alleine während des Lesens feststellen, finde ich diese Geschichte sehr tiefgehend, zeigt sie doch was es heißt für seinen Glauben, für Wahrheit und Gerechtigkeit wirklich einzustehen und notfalls auch dafür sein Leben zu geben. Das kennen wir satten und trägen Christen des Westen nur von unseren verfolgten Geschwistern in anderen Ländern, doch die Machtstrukturen in unserem Land verändern sich so schnell, dass wir vielleicht auch in solche eine Situation wie Jan Hus kommen können und da hoffe und bete ich ebenso für Wahrheit und Gerechtigkeit einstehen zu können.

Absolut lesenswert!