Rezension

Meinen Geschmack konnte der Roman absolut nicht treffen

Das dunkelste Blau - Tracy Chevalier

Das dunkelste Blau
von Tracy Chevalier

Bewertet mit 1.5 Sternen

Aus rein (Religions) wissenschaftlicher Sicht ist der Roman für mich durchaus interessant. Gerade die Rezeption von Hugenottischer Religiosität und wie sie im Roman mit der Gegenwart verwoben wird bietet Stoff für eine eingehendere Betrachtung. 

Aaaber  [;)]  ich habe den Roman aus reinem Vergnügen gelesen und daher lege ich hier natürlich ganz andere Maßstäbe an. Nämlich die des Unterhaltungswertes und meines ganz persönlichen Geschmacks. Und den hat die Autorin leider nicht treffen können. 
Das liegt zum einen daran, das mir nicht nur die klischeehafte Beschreibung der französischen Umgebung zunehmend auf die Nerven ging, sondern auch die Annäherung an das Spätmittelalter in dem der zweite Handlungsstrang spielt. Meiner Meinung nach lässt die Autorin hier wirklich kein Klischee aus und stellt vor allem die Menschen der Vergangenheit im Gegensatz zur Gegenwart als sehr hinterwäldlerisch in ihren Ansichten dar. 
Im Kontrast dazu dann  die als sehr unmodern beschrieben (französischen) Kleinstadtgesellschaft, die die arme Amerikanerin als Fremde ausgrenzt. Mag sein dass das so auch immer wieder mal passiert, aber in der Summe war mir das all zu viel. Hinzu kam dann eben die Häufung anderer Stereotypen, vor allem Ella betreffend. Zu dem kam für mich eigentlich nicht so ganz schlüssig heraus weshalb genau sie ihre Ehe in Zweifel zieht. So wirft sie ihrem Mann vor sie nicht zu verstehen, aber sie gibt sich auch nicht besonders viel Mühe ihm genau zu erklären was ihr Problem ist. Zudem wird von Rick so wenig erzählt das man eigentlich einen sehr einseitigen Blick auf das Paar erhält und daher gar nicht beurteilen kann ob ihre Vorwürfe berechtigt sind oder nicht. 

Die Verknüpfung von Gegenwart und Vergangenheit hatte dann für mich einen zu Spirituellen Bezug zu dem ich persönlich keinen Zugang finde. Das liegt sicher auch daran das ich an solche Dinge nicht glaube. Aber es kommt natürlich auch darauf an wie schlüssig dies in die Handlung eingebunden wird. Für mich war das zu sehr auf eben solche religiösen Wunder und anderer Vorkommnisse ähnlicher Art gemünzt und ich gebe zu das ich dafür wohl zu rational bin. 

Der Erzählstil selbst hat mir eigentlich ganz gut gefallen, aber nach und nach konnte mich die Handlung dann immer weniger überzeugen. Schade, aber gerade nach dem wunderbaren "Das Mädchen mit dem Perlenohrring" hatte ich einfach mehr erwartet. Andererseits ist es oft so das eine Steigerung nach solch einem Buch dann nur schwer wieder zu erreichen ist, jedenfalls für mein empfinden.