Rezension

Melancholische Familengeschichte

Das Schweigen der Bienen - Valerie Geary

Das Schweigen der Bienen
von Valerie Geary

Bewertet mit 3.5 Sternen

In meiner Stammbibliothek wurde der Roman als Thriller eingeordnet. Meiner Meinung nach trifft das überhaupt nicht den Kern der Handlung. "Das Schweigen der Bienen" ist vor allem eine traurige Geschichte über die Liebe in einer Familie. Über das Vertrauen, das erst wieder neu aufgebaut werden muss und über traurige Ereignisse aus der Vergangenheit, die auch in der Gegenwart nicht vergessen werden können.
Gelungen fand ich dabei die gewählte Erzählperspektive. Aus der Sicht der beiden Schwestern Sam und Olli, erscheint vieles, was einem Erwachsenen vielleicht klarer gewesen wäre, verwirrend und irrational. Ich finde Valerie Geary ist es sehr gut gelungen, hier diese Rolle einzunehmen. Ich hatte nie das Gefühl, das hier eine Erwachsene nur so tut, als ob sie ein Kind wäre. 
Mich persönlich hat vor allem auch die fragile Beziehung der Geschwister zu ihrem Vater berührt. Sie ist noch mitten im Aufbau und die tragischen Ereignisse, drohen auch dies zu zerstören. Ich konnte Sams widersprüchliche Gefühle sehr gut verstehen. Olli war mir dabei weniger nah, ich gebe zu, das ich ihren Erzählstrang nicht so wichtig fand, vor allem die angedeuteten Mysteryelemente, hätte der Roman nicht nötig gehabt. Für mich hätte alles auch ohne sie funktioniert. Allerdings wird auch nicht so deutlich, ob diese sich nun in den Gedanken der Kinder abspielen, oder real sein sollen. 
Der Mordfall selbst ist eher simpel aufgebaut, es geht aber auch nicht so sehr darum, was passiert ist. Die Frage weshalb, ist die entscheidende. Und auch hier tun sich schnell Abgründe auf. Ich fand diese Lösung faszinierend, weil sie mehr als nur eine Figur mit Einschloss. Es passte zu dem Gesamtbild des Romans. 
Gelungen fand ich das Ende, das merkwürdig offen bleibt und trotzdem auch Trost und Hoffnung bietet.