Rezension

Mir hat der Pep gefehlt

Warschauer Verstrickungen - Zygmunt Miloszewski

Warschauer Verstrickungen
von Zygmunt Miloszewski

Bewertet mit 2 Sternen

"Warschauer Verstrickungen" ist mein erster Polen-Krimi, dementsprechend gespannt war ich auf die Lektüre. 
 

INHALT
Der Titel passt hundertprozentig zu diesem Krimi, in dem der Mord des 50-jährigen Polen Henryk Telak aufgeklärt werden soll. Letzterer war schwer depressiv und nahm deshalb an einer Gruppentherapie in einem Kloster teil. Dort wurde er kurz nach der letzten Therapiesitzung leblos, mit einem Bratspieß im Kopf aufgefunden.Der Warschauer Staatsanwalt Teodor Szacki soll den Fall klären und muss sich dabei durch ein Dickicht aus Bestechung, Familienschicksalen und politischen Verstrickungen kämpfen. 

MEINUNG 
Der Mordfall Telak klingt erst einmal spannend, ist es aber nicht, wie ich ernüchternd feststellen musste. Nach den ersten 100 Seiten war die Lektüre eher ein Kampf als ein Genuss. Zu viele Personen machen den Fall undurchschaubar und blähen ihn unnötig auf. Zudem ist jedem Kapitel ein kurzer Nachrichtenüberblick vorangestellt, den es meines Erachtens nicht gebraucht hätte. Hier wäre weniger mehr gewesen. Ich habe den roten Faden schmerzlich vermisst. Etwas Spannung kam erst im letzten Drittel auf, vorher verlor sich der Plot zu sehr in Einzelheiten. Ein Krimi war es m. E. nicht, was ich sehr schade finde, weil der Fall eindeutig Potenzial hatte. 

Mit Teodor Szacki schlüpft erstmals ein Staatsanwalt in die Rolle des Ermittlers, auch darauf hatte ich mich gefreut. Doch blieb von der Vorfreude im Laufe der Handlung nicht mehr viel übrig. Der 35-jährige Szacki ist mehr mit sich selbst, als mit dem Fall beschäftigt. Immerfort sinnt er über sein Leben und seine Liebe zu seiner Frau Weronika und zu seiner Affäre Monika nach. Auch sonst bleibt der Ermittler ungewöhnlich blass. Ein erfahrender bzw. intelligenter Zeitgenosse ist er jedenfalls nicht, eher ein typischer Beamter mit ordentlich Sitzfleisch. Beim ihm fehlten mir das gewissen Etwas, der Pep bzw. die Emotionen. Seine Midlife-Crisis hat mich mit der Zeit einfach nur noch angeödet.  

Der Sprachstil hat mir im Großen und Ganzen nur wenig zugesagt. Ich mochte die zynischen Aussagen des Protagonisten Szacki, doch mich störten die häufigen Ausflüge ins Derbe und Vulgäre. 
Das Cover hat mich im Gegenzug zum Plot restlos überzeugt. Die haptisch herausgearbeiteten Buchstaben des Titels und die silberne, mit Blut beschmierte Stricknadel ziehen sofort die Aufmerksamkeit auf sich. Mich hat das Titelbild jedenfalls auf den ersten Block neugierig gemacht. 

FAZIT
Eine lahme Story mit einem blassen Ermittler, die mich leider nicht mitreißen konnte. Dafür vergebe ich 2 Sterne.