Rezension

Solider Krimi

Warschauer Verstrickungen - Zygmunt Miloszewski

Warschauer Verstrickungen
von Zygmunt Miloszewski

Inhalt
Der Staatsanwalt Teodor Szacki wird mit den Ermittlungen an einem ungewöhnlichen Mordfall betraut. In einem ehemaligen Kloster wird ein Teilnehmer einer Therapiegruppe ermordet. Tatwerkzeug ist ein Grillspieß, der durch das Auge ins Gehirn gestoßen wurde. Als Verdächtige gelten die anderen Teilnehmer der Gruppe sowie der Therapeut. Szacki macht sich auf die Suche nach dem Täter und muss dabei ein dichtes Netz aus Korruption und politischen Verstrickungen bekämpfen.
Meine Meinung
"Warschauer Verstrickungen" ist der erste Band um den Staatsanwalt Teodor Szacki. Das Buch ist bereits im Jahr 2007 veröffentlicht worden und erscheint nun auch in Deutschland. Beworben wird er mit den Worten "Platz da, Skandinavien! Hier kommen die polnischen Ermittler. Leider muss ich schon alleine diesem einen Satz widersprechen, denn bei "Warschauer Verstrickungen" habe ich vermisst, was die skandinavischen Krimis einfach können.
Allem voran fehlte es hier an Spannung. Viel zu oft schleppt sich die Handlung langsam voran und so manches Mal hätte ich mir gewünscht, dass Szacki ein wenig mehr Gas in seinen Ermittlungen gibt. So plätschert das Geschehen vor sich hin und man wartet vergebens auf fesselnde Momente. Die Geschichte ist nicht schlecht geschrieben und auch die Grundidee ist originell, aber die Umsetzung hätte für einen guten Krimi mehr bieten müssen, als nur eine Leiche, deren Mörder zu finden ist.
Eine interessante Komponente ist die psychologische Therapie der Familienaufstellung, die mir zuvor nicht bekannt war. Ziel dieser Methode ist es, Beziehungen zwischen Familienmitgliedern oder Mitgliedern einer Gruppe bildhaft darzustellen und so die damit verbundenen Wahrnehmungen, Gefühle und Gedanken bewusst zu machen. Dabei werden häufig auch bisher unbewusste Konflikte oder ungünstige Beziehungsmuster aufgedeckt. Diese können durch die aktuelle Situation, aber auch durch Einflüsse aus der Vergangenheit geprägt sein. Zygmunt Miłoszewski beschreibt diese Therapie in so eindringlichen, fast schon ein wenig gruselig wirkenden Worten, dass mir der Atem stecken blieb. Nein, so eine Gruppentherapie würde ich niemals mitmachen wollen (auch, weil sie nicht unumstritten ist).
"Warschauer Verstrickungen" lebt von seiner Hauptfigur Teodor Szacki. Er ist 35 Jahre alt, verheiratet, Vater einer Tochter und mitten in einer Midlife-Crisis. Sein Leben und vor allem sein Job nervt ihn nur noch. Als er eine Journalistin kennenlernt, bahnt sich mit dieser eine Affäre an, aber Szacki wäre nicht Szacki wenn er nicht ständig das Für und Wider jeder seiner Aktionen in Frage stellen würde. Anfangs konnte ich darüber schmunzeln, ab der Hälfte der Geschichte hätte ich ihn jedoch gerne geschüttelt und gesagt, dass er sich doch bitte endlich entscheiden soll, was er nun möchte.
Fazit
"Warschauer Verstrickungen" ist ein solider Krimi, der wenn auch ganz gut, dann doch leider nicht spannend genug geschrieben ist