Rezension

Die kleine Welt des Theodor Szacki..

Warschauer Verstrickungen - Zygmunt Miloszewski

Warschauer Verstrickungen
von Zygmunt Miloszewski

Bewertet mit 2 Sternen

Staatsanwalt Szacki ist ein ganz normaler Mensch - nicht wirklich zufrieden mit seinem Leben, unglücklich aber auch nicht. Sein neuer Mordfall macht das ganze aber nicht gerade leichter. Der Leiche wurde ein Bratspieß ins Auge gestoßen, mitten in einer Aufstellungstherapie. Findet sich der Täter in der Therapiegruppe? In der Familie des Opfers? Oder ist die Sache doch viel größer?

Fangen wir an dieser Stelle mit dem Protagonisten an, denn der polarisiert in diesem Buch eindeutig am meisten. Insgeheim geht es um Szacki, nur um Szacki, der Mord und die Ermittlungen wirkten für mich eher wie schmückendes Beiwerk. Und Szacki betrachte ich leider mehr als bipolar.
Zu Beginn war ich absolut begeistert. Szacki ist sehr detailliert gezeichnet, menschlich, echt. Er ist kein Übermensch, nicht wirklich sympathisch, aber auch nicht unsympathisch, irgendwo mittendrin eben, so wie die meisten Menschen. Wenn man von einer Romanfigur behaupten kann, dass sie ECHT wirkt, ist das in meinen Augen das größte Kompliment, das man ihr machen kann.
Das bleibt auch das ganze Buch über bestehen - so viel zum Guten also. Leider entwickelt sich Szacki im Laufe der Handlung für mich allerdings zum Unausstehlichen Widerling. Er ist feige - was ich in manchen Aspekten gut verstehen kann, in anderen allerdings überhaupt nicht, weiß nichts zu schätzen und mutiert mehr und mehr zum unzufriedenen Jammerlappen. "Meine Frau lässt sich gehen, da KANN ich doch fast nicht anders als eine Affäre anzufangen, mimimi" -  Das übliche Gerede der armen Männerwelt. Die kleine Feministin in meinem Kopf denkt sich da "Na, das Buch kann nur aus einer männlichen Feder kommen"
Szacki ist also großartig gelungen - zeigt für mich aber leider zu viele Charaktereigenschaften, mit denen ich so überhaupt nichts anfangen kann.

Die Handlung startet ähnlich gut und nimmt ähnlich rapide ab. Der Anfang ist großartig, es ist spannend, man tappt als Leser lange im Dunkeln. Wenn man allerdings im Dunkeln tappt, weil die Geschichte so verworren ist, dass man selbst NACH der Aufklärung noch ein bisschen ratlos ist, ist das kein allzu großes Kompliment mehr. 
Die Aufklärung hat für mich dann tatsächlich alles vermiest. Da fasse ich mich jetzt kurz, weil sowieso nur Nörgelei kommen wird - sie ist nicht rund, nicht stimmig und viel zu weit hergeholt. Ja, Menschen tun für Rache schon manchmal komische Dinge, aber keinen derartig verworrenen Blödsinn. 

Achtung Skandinavien, hier kommt ein polnischer Ermittler? Liebe New York Times, dem stimme ich nicht so ganz zu. An die Nordlichter kommt das hier leider nicht mal annähernd ran.