Rezension

Mittelmäßige Fortsetzung, die dem Hype leider nicht gerecht wird…

Legendary - Stephanie Garber

Legendary
von Stephanie Garber

 ~ Für mich ist „Legendary“ eine mittelmäßige (weder besonders gute noch besonders schlechte) Fortsetzung, die dem Hype leider nicht gerecht wird und mich ernüchtert und auch etwas enttäuscht zurücklässt. Mir waren es zu viel Geschmachte und zu viele Wiederholungen und dafür zu wenig Spannung und Tiefe. Ich habe mir hier einfach viel mehr erhofft. Von mir gibt es daher nur eine eingeschränkte Leseempfehlung für Fans des ersten Teils – allen anderen rate ich, auf andere Fantasy-Reihen auszuweichen. ~

Inhalt

Nach dem Spiel ist vor dem Spiel, das muss Donatella Dragna direkt nach den Ereignissen des ersten Bandes lernen. Um ihre vor Jahren verschwundene Mutter zu finden, geht sie einen gefährlichen Deal mit einem Unbekannten ein und riskiert dabei alles. Es gibt nur einen Weg, der für sie zu einem glücklichen Ende führt – Tella muss das zweite Spiel gewinnen, koste es, was es wolle…
 
Übersicht

Einzelband oder Reihe: Band 2/3
Erzählweise: Figurale Erzählweise, Präteritum
Perspektive: weibliche Perspektive
Kapitellänge: mittel

Tiere im Buch: + Im Buch werden keine Tiere verletzt, gequält oder getötet.
Inhaltswarnung: Tod von Menschen, Blut, Gewalt
Bechdel-Test (zwei Frauen mit Namen sprechen miteinander über etwas anderes als einen Mann): bestanden!
Frauenfeindliche / gegenderte Beleidigungen: ---

 

Rezension

„Leider gehörte Tella jedoch nicht zu den Mädchen, die gerettet wurden – sie gehörte zu jenen, die man zurückließ.“ E-Book, Seite 268

In Begeisterungsstürme ließ mich Teil 1 damals zwar nicht ausbrechen, doch er hat mich dennoch einige Stunden lang gut unterhalten. Als mir dann von allen Seiten versichert wurde, dass der zweite Band der beste der ganzen Reihe sei und ich mir den auf keinen Fall entgehen lassen dürfe, war schnell klar, dass für mich auch an der Fortsetzung kein Weg vorbeiführen würde.

Doch was steckt hinter dem Hype? Ist das Buch wirklich so großartig, wie alle sagen? Dem kann ich leider nicht zustimmen, denn wenn ich die Lektüre in einem Wort zusammenfassen müsste, wäre das ein ziemlich ernüchtertes: Meh. Die Fortsetzung ist sicher nicht schlecht, sie ist nur leider auch nicht besonders GUT. „Legendary“ ist daher für mit leider nur ein mittelmäßiger Band 2, von dem ich mir deutlich mehr erhofft habe.

Doch zuerst zu den positiven Seiten: Sehr gut gefallen hat mir erneut der bildhafte, blumige Schreibstil, der sich wieder unheimlich angenehm lesen lässt. Die synästhetischen Beobachtungen von Scarlett (z. B. Gefühle, die Farben haben) haben mir zwar gefehlt, aber ansonsten beweist Stephanie Garber ein weiteres Mal, dass sie den Blick fürs Besondere hat und sehr gut und filmisch schreiben kann. Erneut präsentiert uns die Autorin eine Fülle kreativer Einfälle, magischer Orte und fantasievoller Gegenstände und zeigt, dass ihr die Ideen noch lange nicht ausgehen. Genau das liebe ich an dieser Reihe!

„Sobald die Zukunft jedoch erste einmal geweissagt wurde, wird sie lebendig, und sie wird hart darum kämpfen, wahr zu werden.“ E-Book, Seite 18

Außerdem gibt es aus feministischer Sicht nicht viel zu kritisieren, da die Geschichte voller starker, intelligenter, mutiger und mächtiger Frauen ist. Lediglich auf das eine oder andere Geschlechterklischee hätte man noch verzichten können, dann wäre es wirklich perfekt gewesen.

„Sie mochte vieles sein, aber dumm war sie ganz und gar nicht. Genauso wenig wie wertlos oder als was auch immer man sie bezeichnete, nur weil sie jung und weiblich war.“ E-Book, Seite 144

Natürlich will ich nun aber auch thematisieren, was mir nicht gefallen hat: Leider krankt „Legendary“ an genau denselben Schwächen wie schon Band 1 – nur, dass sie dieses Mal noch ausgeprägter sind und mich daher mehr gestört haben. „Legendary“ ist eine Geschichte über das Erwachsenwerden, über Mut, Selbstwert, Verlust, Familie und Risiken, die es wert sind, eingegangen zu werden. Während die Themen gut gewählt sind, fehlte mir über weite Strecken einfach Tiefe. Vieles wird leider sehr oberflächlich abgehandelt, eigene Schlussfolgerungen werden den Leser_innen kaum zugetraut, denn alles wird bis zum bitteren Ende vor- und oft auch mehrmals durchgekaut. Dieses Gefühl, dass ich eigentlich nicht mehr zur Zielgruppe dieses Jugendbuchs gehöre, war dieses Mal noch stärker als bei Band 1.

Wie auch schon bei „Caraval 1“ stagniert die Handlung in der Mitte, es geht nicht voran, die Geschichte tritt lange auf der Stelle. Es gibt sehr viele inhaltliche Wiederholungen, wodurch auch der Spannungsbogen einbricht und sich Langeweile und Lese-Unlust einstellen. Meiner Meinung nach hätte man hier locker 150 Seiten wegkürzen können – und es auch sollen, um der Geschichte mehr Tempo zu verleihen. Erst am Ende erholt sich „Legendary“ von diesem Spannungseinbruch und serviert uns (leider zu spät) 50 großartige letzte Seiten – gerade so, dass man sich am Ende wieder fragt: Soll ich dem dritten Band nicht vielleicht doch noch eine Chance geben? DAS steht übrigens noch genauso in den Sternen wie Legends Hinweise: ob ich weiterlesen werde. Noch bin ich mir nicht sicher.

Die Figuren mochte ich ganz gerne, vor allem die vorlaute Tella, die sich nichts gefallen lässt und sich mit ihrem Sturkopf immer wieder in gefährliche Situationen manövriert. Auch Dante fand ich einen sehr ansprechenden, mysteriösen, interessanten Love Interest. Ich liebe ja eigentlich dieses Hin und Her – diese Zeit, in der zwei Hauptfiguren miteinander flirten, aber noch nicht zusammengekommen sind. Hier war es mir aber einfach zu viel des Guten! Auf jeder zweiten Seite schmachten sie sich an, flirten, kommen sich etwas näher, halten wieder Abstand, auf jeder dritten Seite erklärt Tella, dass sie ihm nicht trauen könne, auf jeder vierten Seite vergisst sie das allerdings wieder. Es war leider sehr anstrengend zu lesen, obwohl es wirklich auch intensive, kribbelige, süße Momente zwischen den beiden gab.

 

Mein Fazit

Für mich ist „Legendary“ eine mittelmäßige (weder besonders gute noch besonders schlechte) Fortsetzung, die dem Hype leider nicht gerecht wird und mich ernüchtert und auch etwas enttäuscht zurücklässt. Mir waren es zu viel Geschmachte und zu viele Wiederholungen und dafür zu wenig Spannung und Tiefe. Ich habe mir hier einfach viel mehr erhofft. Von mir gibt es daher nur eine eingeschränkte Leseempfehlung für Fans des ersten Teils – allen anderen rate ich, auf andere Fantasy-Reihen auszuweichen.

Bewertung

Cover / Aufmachung: 5 Sterne ♥
Idee: 4 Sterne
Inhalt, Themen, Botschaft: 3 Sterne
Umsetzung: 3 Sterne
Worldbuilding: 3,5 Sterne
Einstieg: 3 Sterne
Ende: 5 Sterne ♥
Schreibstil: 5 Sterne ♥
Protagonistin: 4 Sterne
Figuren: 4 Sterne
Liebesgeschichte: 3 Sterne
Spannung: 2 Sterne
Wendungen: 4 Sterne
Atmosphäre: 4 Sterne
Emotionale Involviertheit: 3 Sterne
Feministischer Blickwinkel: 4 Sterne  
Einzigartigkeit: 4 Sterne

Insgesamt:

❀❀❀ Sterne

Dieses Buch bekommt von mir drei Sterne!