Rezension

Monatshighlight

Der Tod ist ein Tänzer -

Der Tod ist ein Tänzer
von Veronika Rusch

Bewertet mit 5 Sternen

Wer auf diesen ersten Band einer Trilogie aufmerksam wird, fragt sich ganz automatisch erst mal, wie man darauf kommt, einen historischen Roman/Krimi zu schreiben und dabei die Tänzerin Josephine Baker in den Mittelpunkt des Geschehens zu stellen. Bei genauerer Betrachtung des Werdegangs und Lebens dieser Frau wird aber schnell klar, dass es gar nicht so abwegig ist. Sie war zu ihren Lebzeiten eine so ungewöhnliche, selbstbewusste und mutige Frau - und in ihrer Biographie finden sich Dinge wie die Arbeit für die Restistance im zweiten Weltkrieg - also ist es eine geniale Wahl, die Veronika Rusch getroffen hat. Denn man lernt hier viel über Josephine und die damalige Zeit und bekommt nebenbei historisches Lesefutter vom Feinsten.

Neben Josephine Baker, die für ein Engagement nach Berlin reist, gibt es da einen jungen Deutschen, der unter seinem falschen Namen Tristan Nowak versucht, über Traumata aus seiner Kindheit und aus dem Ersten Weltkrieg hinwegzukommen und der von seinem Onkel damit beauftragt wird, sich um die blutjunge Tänzerin zu kümmern. Es ist nämlich durchgesickert, dass jemand ein Attentat plant. Beide Hauptdarsteller schließt man sofort ins Leserherz. Damit nicht genug liegt aber eine große Stärke der Autorin darin, dass sie das zahlreiche Ensemble autenthischer Nebenfiguren so gut einführt, dass man weder die Übersicht verliert noch einen einzigen missen möchte. Dazu eine Handvoll teils sehr bedrohlicher Gegenspieler und das Feeling einer Großstadt, die politisch bereits im Umbruch ist und trotzdem immer noch einen Hauch von Weltoffenheit und Lebenlust versprüht. Und mittendrin eine außergewöhnliche Tänzerin, die die Gefühle der Massen bewegt - auf die eine aber leider auch auf die andere Weise.

Im besten Sinne befand ich mich in einer Geschichte zwischen "Bodyguard" und "Berlin Babylon", aber das Buch muss den Vergleich nicht scheuen, denn es war von der ersten bis zur letzten Seite einfach nur spannend, klug und unglaublich unterhaltsam. Der Erzählstil hat mir wahnsinnig gut gefallen. Ich habe mitgefiebert und mitgelitten, wäre nur zu gerne bei einer Revue von Josephine Baker dabei gewesen. Große Gefühle, wie Liebe und Hass kommen nicht zu kurz in diesem Buch aber sie sind immer glaubwürdig, eindringlich, frei von Kitsch und gingen mir ein paar Mal wirklich unter die Haut. 

Von mir volle Punktzahl - ein Monatshighlight - und ich bin total froh, dass es schon in wenigen Wochen mit Teil 2 weitergeht.