Rezension

Mord in der Punkerszene

Dicker als Blut. Ein Frankfurt-Krimi - Katja Kleiber

Dicker als Blut. Ein Frankfurt-Krimi
von Katja Kleiber

Bewertet mit 3 Sternen

Ein Mord an einem angesehenen Rechtsanwalt in Frankfurt, der Verdacht fällt auf die Punkerszene bzw. Hausbesetzer. Da trifft es sich doch gut, dass genau die Privatdetektivin eingesetzt wird, die früher selbst in dieser Szene war. Auf ihren Wegen und Umwegen dürfen wir sie begleiten und mit ihr gemeinsam ermitteln im Krimi „Dicker als Blut“ von Katja Kleiber.

Der Rechtsanwalt Ebert wird ermordet in seiner Kanzlei aufgefunden. Tochter Verena beauftragt die Privatdetektivin Sandy, welche früher Punkerin war. Das aus dem Grund, da sie in der Hausbesetzerszene ermitteln soll und sich hier prima auskennt. Aus irgendeinem Grund ist Verena überzeugt, dass der Mörder aus diesen Kreisen kommt. Sandy versucht dies mit allen Mitteln zu widerlegen, da sie davon gar nicht überzeugt ist. Als ein zweiter Mann stirbt, kommt Sandy der Sache langsam auf den Grund. Verwickelt war der Anwalt mit einem Gynäkologen und Afrika – hier führt es sie zu illegalen Adoptionen.

Sandy ist einem von Beginn an sympathisch – auch wenn sie eine manchmal etwas komische Ausdrucksweise hat. Sie ist eigentlich eine normale Person, die es nicht so mit der Ordnung hat und sich gern ihren Gefühlen hingibt. Dass sie Männer mag, findet man gleich heraus, als sie den schwarzen Jerry rauswirft, da er sich weigert, ein Kondom zu benutzen. Kaum ist er weg, taucht ihr Freund aus Hamburg auf, Wombel. Auch mit diesem vergnügt sie sich hin und wieder und hat es früher auch schon getan. Er taucht mit seinen eigenen Problemen auf, er flüchtet vom Jugendamt, da ihn eine Lesbe als Samenspender benutzt hat.

Wenn man sich Sandy vorstellt, so hat man gleich Lisbeth aus der Millenium-Reihe vor Augen. Sie ähnelt dieser doch sehr von ihrer Art und Vergangenheit und auch diese ermittelt privat.

Im Laufe des Buches lernen wir noch Mattu kennen, ein Polizist, zu welchem Sandy sich auch hingezogen fühlt – was da landet, was man vermutet hat. Er ist ein sympathischer Kerl und scheint Sandy echt zu mögen, sie sperrt sich nur etwas dagegen und geht die ganze Zeit davon aus, dass er verheiratet ist.

Sandys beste Freundin Freya war früher auch in der Punkerszene aktiv, ist aber mittlerweile eine Anwältin und beschafft Sandy da Zugang, wo diese ihn normal nicht hat.

So fügen sich Puzzleteile um Puzzleteile und man kommt der Sache langsam auf die Spur. Die Spannung ist stetig, aber auch nicht zu hoch – keinesfalls aber zu niedrig. Sie ist genau richtig gewählt, man kommt sich fast vor, als wäre man mit Sandy unterwegs.

Manchmal sind es zu viele Spuren auf einmal, die sich immer wieder verlaufen und als Leser vergisst man diese zwischendurch genauso wie Sandy. Dann kommt der Moment „Ach da war doch etwas“ – und es wird weiterhin in diese Richtung ermittelt.

Durch den leichten Schreibstil und die passenden Situationen sowie Gespräche, macht es die Autorin dem Leser leicht, Zeile um Zeile zum Ziel zu gelangen. Mit Spannung verfolgt man das weitere Geschehen und nimmt alles in sich auf. Auf was das alles hinausläuft, hätte man anfangs nie gedacht, eine wirklich gut gespinnte Geschichte!

Was ich aber anmerken muss, ist, dass der Klappentext auf Amazon meines Erachtens irgendwie schon zuviel verrät. Wenn man das weiß, sollte man diesen erst gar nicht lesen, sonst überrascht einen die Geschichte nicht mehr so wie wenn man einfach eintaucht. Auch ist es eher weniger Krimi und mehr Geschehen in der Frankfurter Untergrundswelt. Was das Buch aber umso lesenswerter macht!

Etwas fehlte es mir hier an der Tiefgründigkeit der Charaktere und eine Sache, die so gar nicht verfolgt wurde, bei welcher man unbedingt wissen wollen würde, wie sie ausgegangen wäre. Schade, aber kein Weltungergang!

Wer also gerne einmal einen etwas weniger blutrünstigen Krimi in die Hand nimmt und sich weder von Punker, Hausbesetzern und vor allem nicht Regionalkrimis abschrecken lässt, ist hier gut unterhalten und wird die Schreibweise sowie die Charaktere des Buches lieben! Ich für meinen Teil werde sehr gerne erneut ein Buch der Autorin in die Hand nehmen!