Rezension

Unberechenbar, spannend, kritisch und ungewöhnlich

Dicker als Blut. Ein Frankfurt-Krimi - Katja Kleiber

Dicker als Blut. Ein Frankfurt-Krimi
von Katja Kleiber

Bewertet mit 4.5 Sternen

Unberechenbar, spannend, kritisch und ungewöhnlich – das ist Katja Kleibers Frankfurtkrimi.

Zunächst einmal muss ich dringend davor warnen, die komplette Kurzbeschreibung zu lesen!

Sie führt den Klappentext, der auf dem Buch abgedruckt ist, nämlich weiter und verrät entscheidende Details. Wer das Buch nicht gelesen hat, erkennt diesen fetten Spoiler natürlich nicht und wird sich erst nachträglich sehr ärgern…
Der Klappentext auf dem Buch: (Spoilerfrei)

Der angesehene Frankfurter Rechtsanwalt Hans Jochen Ebert wird in seiner schicken Westend-Kanzlei erstochen.Seine Tochter Verena beauftragt ausgerechnet die Ex-Punkerin und Privatdetektivin Sandy mit der Suche nach den Tätern. Denn für Verena steht felsenfest, dass Hausbesetzer ihren Vater auf dem Gewissen haben, schließlich hat er diese aus einer Wohnung rausgeklagt. Sandy ist daher genau die richtige Frau für diesen Einsatz. Sie ermittelt dort, wo die Polizei keinen Zugang hat: auf Punkkonzerten, beim Bier in Hinterhof-Kneipen oder als Undercover-Putzfrau. Doch muss erst ein zweiter Mensch sterben, bevor sie erkennt, worum es bei diesem Fall wirklich geht.

Kommen wir zum Buch:
Katja Kleiber hat mit viel Herzblut liebenswürdig-schräge Typen entwickelt, die in ihrem Buch durch Frankfurt lieben, leiden und ermitteln.
Der Einstieg gelingt rasant, indem sofort eine Leiche präsentiert wird, deren Tod aufgeklärt werden muss.

Hier beginnt bereits das Ungewöhnliche: Sandy, die von der Tochter des Toten eingeschaltete Privatdetektivin, ist als ehemalige Punkerin etwas speziell in der Art, mit ihren Mitmenschen umzugehen und Fälle zu bearbeiten. In diesem Fall ist es aber ihr entscheidender Vorteil, denn die ersten Spuren führen sie in ihre ehemalige Szene.
Wie ein roter Faden zieht sich das Misstrauen gegenüber der Polizei durch das Buch. Liebhaber klassischer Ermittlungsarbeit sollten spätestens jetzt über ein anderes Buch nachdenken.

Beeindruckt hat mich Katja Kleibers Gespür für die Eigenarten der jeweiligen Personen. Sie spielt mit Klischees, überzeichnet manchmal etwas, aber schafft es immer, niemanden völlig unglaubwürdig darzustellen oder ihn vorzuführen. Auch Sandy mit ihrer eigenwilligen Art erscheint liebenswürdig, nicht nervig oder unecht.
Sehr kritische Leser werden dennoch Zweifel an ihrer Arbeitsweise haben. Stellenweise verließ sie sich auf Hörensagen, agierte kopflos und überprüfte die aufgeschnappten Gerüchte gar nicht erst. Hier bricht wohl einfach ihr ungewöhnlicher, impulsiver Charakter durch, der ihr zwar das Leben nicht unbedingt einfacher macht, die Ermittlungen aber in völlig andere Bahnen lenkt, als die der Polizei.

Letztendlich erschafft die Autorin eine Auflösung der Morde, die zu Beginn (außer, man hat den ausführlichen Klappentext gelesen) nicht absehbar war und umso mehr schockiert. Die Hintergründe werden glaubhaft dargelegt, es klingt, so schrecklich es auch ist, völlig realistisch und wird in dieser Form wahrscheinlich auch öfter geschehen, als man sich vorstellen mag.

Fazit:
Ich bin begeistert von so einer frischer Ermittlertype, die den ganzen angekrusteten Mief eingestaubter Klischee-Ermittler durchbricht und ihr eigenes Ding durchzieht.

Unberechenbar, spannend, kritisch und ungewöhnlich
– das ist Katja Kleibers Frankfurtkrimi.