Rezension

Mord in ländlicher Idylle

Dunkle Wolken über Norfolk -

Dunkle Wolken über Norfolk
von Judi Daykin

Bewertet mit 4 Sternen

Sara Hirst, Detective jamaikanischer Abstammung, tritt ihre neue Stelle in Norfolk an. Doch Norfolk hat nicht auf sie gewartet und die neuen Kollegen sind nicht begeistert und begegnen ihr mit Abneigung. Auch mit den Vorurteilen der überwiegend ländlichen Bevölkerung hat die dunkelhäutige Großstädterin nicht gerechnet. Hatte Sara mit einem ruhigen Arbeitsalltag gerechnet, lernt sie gleich am ersten Tag, dass auch im beschaulichen Norfolk das Verbrechen zu hause ist. Man findet einen unbekannten Toten in einem  Entwässerungsgraben . Motiv, Tatumstände sind nicht erkennbar. Schließlich stellt sich heraus, der Tote war möglicherweise einer Diebesbande von Landwirtschaftsgeräten auf der Spur. Saras Ermittlungen werden durch Rassismus, Misstrauen und eigene persönliche Geheimnisse zusätzlich erschwert.

Die Idee, eine dunkelhäutige Großstädterin auf dem platten Land ermitteln zu lassen, fand ich interessant. Sara kennt sich mit Landwirtschaft nicht aus, kennt die gesellschaftlichen Strukturen nicht und wird selbst als störender Fremdkörper gesehen. Ich fand es mutig, sich dem auszusetzen. Ich vermute, Sara hat mit all dem nicht gerechnet. In meinen Augen schlägt sie sich gut bis zu dem Punkt, als  der Mordfall persönlich wird. Sie behält ihre Geheimnisse für sich, gefährdet die Ermittlungen, überschreitet ihre eigenen Grenzen und riskiert ihren Arbeitsplatz. Die emotionale Achterbahn, die sie erlebt, habe ich nachempfinden können, aber dennoch hätte ich mehr Professionalität erwartet, denn Sara ist eine gute Polizistin , die ihren Beruf aus Überzeugung gewählt hat. Der Fall nimmt immer monströsere Ausmaße an und bleibt dabei in weiten Teilen realistisch. Manches mag der  Dramatik geschuldet sein, um mehr Spannung zu erzielen. Das gelingt der Autorin gut. Der Krimi ist spannend, emotional und thematisiert dabei aktuelle Themen. Die Auflösung ist logisch und es bleiben keine losen Enden. Mir war der Schluss dann doch etwas zu  glatt. Mein Fazit ist dennoch positiv, weil der Krimi sehr gut unterhält, Emotionen anspricht und auch den einen oder anderen Denkanstoß gibt.