Rezension

Münchhausen hätte an diesem Buch seine helle Freude gehabt…

Der Mann, der die Welt ordnete -

Der Mann, der die Welt ordnete
von Axel S. Meyer

Bewertet mit 3 Sternen

Wer an dieses Buch – so wie ich – mit der Erwartung herangeht, einen ernsthaften biografischen Roman zu bekommen, der wird schon nach wenigen Seiten stutzen und später vielleicht auch das eine oder andere Mal den Kopf schütteln.

 

Tatsächlich würde ich bei diesem Buch empfehlen, zuerst das Nachwort zu lesen um zu verstehen, worauf man sich einlässt. Denn ansonsten geht es den Lesern wahrscheinlich mehrheitlich wie mir: man stutzt, man hat Fragen im Kopf, man ertappt sich mehrfach bei dem Gedanken. „Ernsthaft jetzt???“

 

Ich möchte kurz meinen Leseeindruck des ersten Drittels beschreiben, damit man das besser nachvollziehen kann. Ich erwartete eine eher ernsthafte Biografie über einen Naturforscher des 18. Jahrhunderts. Und war daher ziemlich überrascht, als der Ton doch recht witzig, teilweise gar ironisch daherkam und – so mein Eindruck – den jungen Carl Linnaeus eher spöttisch als ehrfürchtig betrachtete. Und ich dachte – wie jetzt? Macht man das? Schreibt man nicht eigentlich ein Buch über so eine Persönlichkeit, um diese zu würdigen? Nun, den Eindruck von Anerkennung konnte ich – zumindest im ersten Drittel des Buches – kaum herauslesen und so war ich doch recht verwirrt, was mir der Autor eigentlich sagen wollte.

 

Noch merkwürdiger als die Darstellung Carls fand ich jedoch die Darstellung seines Widersachers Johann Georg Siegesbeck. Seine „Abenteuer“ erinnerten mich mehr und mehr an die eines gewissen Baron von Münchhausen – so absonderlich kamen sie mir vor und viele der Begebenheiten konnte ich nicht richtig glauben. Und wie groß war die Überraschung, als schließlich im letzten Drittel des Buches dieser Baron von Münchhausen, der mir die ganze Zeit im Kopf herumspukte, auch noch Teil der Handlung wurde! Jetzt war meine Verwirrung komplett und ich wusste gar nicht mehr, was ich von diesem Buch halten sollte.

 

Und so geht es mir auch jetzt noch. Ja, ich habe jetzt einen Überblick über das Leben des Naturforschers Carl Linnaeus, später Carl von Linné, erhalten. Allerdings bin ich mir bei vielen erzählten Begebenheiten nicht sicher, ob sie so oder ähnlich tatsächlich passiert sind. Teilweise klärt das zum Glück das Nachwort auf. Trotzdem bleibe ich mit dem Gefühl zurück, zwar eine recht amüsante Erzählung des Lebens von Linné und Siegesbeck gelesen zu haben, aber doch auch irgendwie „nur“ eine augenzwinkernde Posse.

 

Gut unterhalten hat mich dieses Buch definitiv. Allerdings habe ich nicht das Gefühl, dass es mir die Hauptpersonen wirklich nähergebracht hat. Es ist sicherlich auch ein Buch, das mir durch seine Andersartigkeit im Gedächtnis bleiben wird. Trotzdem hat mich die Art der Erzählung nicht vollständig überzeugen können. Ein Buch, das polarisieren könnte – hier gilt definitiv, dass man sich eine eigene Meinung bilden muss, indem man selbst in das Buch reinliest.