Rezension

Mutige Frauen in einer bedrohlichen Zeit

Eine Bibliothek in Paris -

Eine Bibliothek in Paris
von Janet Skeslien Charles

Bewertet mit 4 Sternen

„Eine Bibliothek in Paris“ ist ein Roman zu wahren Begebenheiten in Paris zwischen 1939 und 1945. In der Geschichte wechselt der Erzählstrang der Vergangenheit mit Odile (1939) mit dem der neueren Zeit mit Odile und Lilly (1983) ab. Zum einen Teil sind die Handelnden fiktive Charaktere, zum anderen aber real in der Zeit lebende Personen.

Die Autorin hat sehr gut nachvollziehbar die stetige Verschlechterung der Atmosphäre nach der deutschen Besatzung Frankreichs beschrieben. Das Bedrückende, Gefährliche und Lebensbedrohliche der Naziherrschaft hat sie sehr realistisch in Worte gefasst. Die Protagonistin der 1983er Jahre ist Lilly, die mit ihrer Familie in Amerika lebt und Odile im höheren Alter als Nachbarin kennenlernt und an deren Entwicklung der Leser/die Leserin teilnimmt. 

Der Roman hat mich bis auf einige Passagen sehr gefesselt, so dass immer Spannung vorhanden war und ich von Odiles Geheimnis durch die Geschichte gezogen wurde. Die Familiensituation von Odile ist authentisch beschrieben worden und ich mochte Odile sehr gern. Mit Lilly hatte ich meine Probleme, sie wirkte auf mich etwas gebrochen, das ist nach ihren Erfahrungen aber auch nicht verwunderlich. Insgesamt ist es ein kurzweiliger Roman mit ernstem Hintergrund und gutem Schreibstil, der die verborgene Arbeit der Bibliotheksbeschäftigten in der schwierigen Zeit des 2. Weltkrieges in Frankreich nicht in Vergessenheit geraten lassen möchte. 

Die Erwähnung des Dewey-System fand ich etwas nervig, da es an keiner Stelle näher erläutert wurde. Die Einbindung hätte meiner Ansicht nach geschickter gestaltet werden können. 

Sehr gefallen hat mir, dass ich mit Hilfe des Buches sowohl über die Bibliothek als auch über damals lebende, sehr interessante Personen erfahren habe. Von mir gibt es daher eine uneingeschränkte Leseempfehlung, wenn man gern historische Romane liest.